Wenn Hochmut bedeutet, eine Lüge über sich selbst zu glauben, dann ist Demut nichts anderes, als die Wahrheit über sich selbst anzunehmen. Lasse mich erklären, was in uns wahr ist.
Vielleicht wird es dich schockieren. Wenn es so ist, dann bete ich, dass es ein heiliger Schock wird. Bist du bereit dazu? Dies ist sehr wichtig, denn Jesus lehrte uns: Wer
anbeten will, muss im Geist und in der WAHRHEIT anbeten. Gebet in Wahrheit ist ein Gebet von einer wahrhaftigen Person, gesprochen von einem ehrlichen Beter. Effektives Gebet ist ehrliches
Gebet.
Gott ist Geist, und die, die ihn anbeten wollen, müssen dabei von seinem Geist bestimmt und von der Wahrheit erfüllt sein. - Joh 4,24
1 Ich bin Nichts in Mir, alles in Ihm
Wir reden darüber, wie wir effektiv in Demut beten können, um mehr Gnade und Glauben von Gott zu empfangen, damit wir Gott gefallen und von Ihm zu Seiner Ehre eingesetzt werden. Wir reden immer noch über die Voraussetzung für ein effektives Christsein und Gebet. Wie geschieht dies? Indem wir in der Wahrheit bleiben. Was ist die Wahrheit? Hier kommt sie: Wer sich einbildet, etwas zu sein, obwohl er nichts ist, der betrügt sich selbst." (Gal 6,3)
In mir selbst bin ich also nichts, erklärte der Apostel Paulus. Wieviel ist nichts? Das ist viel weniger als ein bisschen, um es klar zu sagen. Ich habe nicht gesagt, dass irgend jemand umherziehen soll und allezeit bekennen muss: „Ich bin ein Nichts und total nichtig!“ Das ist Quatsch. Aber ich sage, dass wir Galater 6, Vers 3 nie vergessen dürfen. Einmal wurde eine Frau zornig über diese Lehre. Mitten in der Lehre stand sie auf und rief: „Aber ich bin die Gerechtigkeit in Christus! Steht das nicht in Römer 10,4?“ Sie wurde gefragt: „In wem?“ Richtig. In Christus! Nicht in uns selbst. In uns selbst sind wir im Fleisch. Denke über deine Vergangenheit nach. Über deine Selbstgerechtigkeit sagt Gott, dass sie wie ein beflecktes Kleid ist. Durch deine eigene Stärke, Fähigkeiten und Talente, ja wenn du darauf gebaut hättest, wo hätte deine Zukunft hingeführt? An einen Ort, an dem es ziemlichi heiß ist. - Aber in Christus, in IHM bist du ein Kind Gottes, ein Diener des Allerhöchsten! Viele Christen haben gelernt, diese Dinge zu bekennen, vergessen aber, dass es nur „in Christus“ ist. Als Christen bekennen sie: „Ich vermag alles.“ Nein, das ist nicht wahr. Nur durch Christus können wir es.
Wer in dieser Welt viel zu sagen hat in der Hierarchie der Industrie und Gesellschaft, wird dazu angehalten, dies auch nach außen hin zu dokumentieren, zu zeigen, dass er eine wichtige Person
ist. Statussymbole sind dabei Rangzeichen, sie sollen das Urteil anderer Menschen beeinflussen. Sie dienen zur Aufwertung einer Person.
Denken wir an den Sachbearbeiter, Anfänger: Er muss jeden Morgen eine Parklücke für seinen Wagen suchen. Er hat keine eigene Sekretärin und muss höflich anfragen, ob im Schreib-Pool jemand Zeit
für ihn hat. Sein Büro ist zu klein, kahl und sein Schreibtisch alt. Seinen Kaffee holt er sich am Automaten im Flur. Er sagt sich: Wenn ich doch nur befördert bin zum Abteilungsleiter, dann gibt
es nicht nur mehr Geld, sondern dann kann ich mich auch endlich bei meinem ehemaligen Lehrer blicken lassen. Dann habe ich es zu etwas gebracht.
Eines Tages wird er Abteilungsleiter. Er darf seinen Wagen auf dem Firmenparkplatz abstellen und teilt sein Büro mit seiner eigenen Sekretärin und einem Firmen-Gummibaum. Sein Sessel ist aus
Leder oder Lederimitation. Wenn er Durst oder Hunger hat, kann er sich aus einem Kühlschrank bedienen. Aber den muss er sich leider immer noch selbst füllen. So ganz das Wahre ist das wohl immer
noch nicht, denkt er.
Ganz anders der Hauptabteilungsleiter. Ihm wird ein Parkplatz auf dem Firmengelände mit seinem Wagen-Kennzeichen reserviert. Seine Sekretärin sitzt im Vorzimmer und betreut die blühenden
Topfpflanzen. Er hat einen Fernseher und eine eigene Bibliothek im Büro. Er kann sich jederzeit von seiner Sekretärin Kaffee, Tee oder sonstige Getränke auf einem Tablett servieren lassen. „Das
ist es!“, denkt er. Also nimmt er das Angebot eines Tages an.
Als Vorstandsmitglied symbolisiert er seinen Status meist durch einen eigenen Chauffeur, er besitzt ein Sekretariat mit mehreren Sekretärinnen und erhält täglich frische Schnittblumen. Außerdem
verfügt er über einen eigenen Toilettenschlüssel und isst im privaten Essraum oder im Chefkasino zu Mittag ... doch das letzte Wort hat er immer noch nicht. So hat er es irgendwann geschafft,
ganz nach oben zu kommen. Er wird Generaldirektor.
Als Vorstandsvorsitzender managt er den Konzern von einer Chefsuite meist im oberen Stockwerk. Sein Chauffeur ist Chef über einen eigenen Wagenpark mit Mechaniker. Er kann sich im Privatbad
entspannen und im Firmenjet auf Geschäftsreise begeben. Seine Familie wohnt in einer Dienstvilla mit Swimmingpool am Stadtrand. Und er denkt: Das muss es eigentlich sein, auch wenn alles in ihm,
was er sich kaum erklären kann, nach immer mehr Glück sucht.
Gott sei Dank kommt er in eine christliche Gemeinschaft, in der er einer Bibellehre über Demut zuhört. Ahnungslos setzt er sich in die hinterste Reihe. Und da kommt der Hammer. Er hört: „In dir
selbst bist du nichts!“ Er wird sich fragen: „Ist ein Generaldirektor denn nichts? Habe ich nicht lang genug für meinen Vorstandsvorsitz gearbeitet? Muss ich mir das anhören?!“ Nun, wenn er
wirklich Demut lernen willst, dann Ja! Was sagte Jesus noch? „Eins ist sicher: Ein Reicher hat es sehr schwer, zu Gott zu kommen.“ (Mt 19,23; HfA)
2 Wir wissen nicht, was wir beten sollen
"Wir wissen nicht, was wir beten sollen" (Röm 8,26), sagte der Apostel Paulus einmal. Gebet ist nicht eine Frage des Wissens, sondern Ausdruck des Herzens, das vom Geist Gottes inspiriert ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jesus sein "Vater Unser"-Gebet abgelesen hat. Es entsprang aus seinem Geist. Er verriet uns: "und dabei kommt das Wort, das ihr hört, nicht einmal von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat." (Joh 14,24) Im Gebet zählt unsere Meinung und unsere eigene Erkenntnis nichts, denn „wenn jemand meint, er sei zur Erkenntnis gelangt, hat er noch nicht so erkannt, wie man erkennen muss.“ (1Kor 8,2) „Ja aber, ich habe ein Diplom, einen akademischen Grad“, wendete jemand ein. Wie ich bereits sagte: Aus dir selbst heraus weisst du nichts. Wirklich: Die einzige Erkenntnis, die Ewigkeitswert besitzt, die es wert ist, hoch eingeschätzt zu werden, ist das, was du über Gott erkannt hast. So viel Wissen, das wir uns heute aneignen, ist in einigen Jahren sowieso überholt. Die Erkenntnis Gottes aber bleibt ewig. Natürlich brauchen wir zeitliches Wissen, um uns in dieser Welt zurechtzufinden. Doch ohne Gotteserkenntnis verwenden wir dieses Wissen mit falschen Motiven.
Ich schätze eine gründliche theologische und biblische Ausbildung. Doch Wissen allein bringt noch kein Leben hervor. Der Buchstaben kann nämlich töten, nur der Geist macht lebendig, erklärte
Paulus. Kirchenvorstände müssen genauso wie jedes Kind auf der Straße erkennen: „Aus mir selbst heraus weiß ich nichts.“ Wir sollten unseren Kindern gegenüber aufpassen, welchen Stellenwert wir
der Intelligenz eines Menschen einräumen. Während die Eltern vor der Geburt ihres Kindes meist nur dafür beten, dass es einfach normal wird, reicht es vielen bald nach der Geburt schon nicht
mehr. Als unser jüngster Sohn schon im Kindergarten anderen Kindern ihre Kinderbücher vorlas und gleich in die zweite Klasse eingeschult wurde, versuchten wir ihm vor allem eines zu vermitteln:
Er ist uns als Zweitklässler kein bisschen wertvoller als wenn er als Erstklässler zur Einschulung gegangen wäre. Das war ein richtiger Kampf, denn mit dieser Haltung muss man sich ganz
schön durchsetzen. Wie stolz die Väter meistens sind, wenn sie vor Nachbarn und Kollegen berichten können: Vor acht Monaten war der Kleine noch völlig hilflos, doch sehen Sie selbst: Andere
Kinder können noch lange nicht ‚Papa‘ sagen. Sehen Sie: Wir haben wirklich ein besonders schlaues Kind. Aus dem wird mal was. Schon im Alter von fünf Tagen lächelte es – dachten seine Eltern
zumindest. In Wirklichkeit schnitt das Neugeborene nur eine Grimasse. Ja, und wenn es dann ins zweite Lebensjahr hineinstolpert, vermehren sich die Anzeichen dafür, dass es ein besonders
gesegnetes Kind ist. Gleich wird ein IQ zwischen 180 und 240 vermutet. Warum? Weil es ja ihr Kind ist, und der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm.
Doch was ist die Wahrheit? Die Wahrheit ist, dass auch beim durchschnittlich begabten Kind das Erwachen des menschlichen Geistes außerordentlich spannend ist. Und die Wahrheit ist, dass die
Mehrzahl unserer Kinder gar nicht besonders intelligent oder außergewöhnlich begabt sind. Sie sind ganz einfache Kinder mit einem übergroßen Bedürfnis, so akzeptiert und geliebt zu werden, wie
sie sind.
Und selbst wenn sie überdurchschnittliche Begabungen aufweisen, dann dürfen sie nicht den Eindruck bekommen, dass sie gerade deshalb besonders wert geachtete Menschen sind. Wir müssen unseren
Kindern vermitteln, dass Gott nicht auf das schaut, was bei den Menschen hoch angesehen ist. Gott sucht nach einem aufrichtigen Herzen, nach einem Herzen, das ehrlich ist und Fehler zugeben kann.
Der Demütige unterscheidet zwischen dem, was von Gott kommt und dem, was von ihm selbst herrührt. Wenn es gut ist, kommt es von Gott. Wenn es schlecht ist, kommt es
wahrscheinlich von meinem alten, unerlösten Wesen. Und dann gibt es da ja noch den Teufel, lehrte Jesus, der auch mit schlechten Gedanken nerven kann. So einfach ist das. Gott gut. Teufel böse.
Ich muss mich immer wieder neu entscheiden. Das bringt Klarheit! Wie oft verbuchen wir unsere Erfolge falsch. Doch Jesus hat es uns einfach gemacht und erklärt, wie wir den Absender unserer
Gebete und Motivationen erkennen können: „Wer im eigenen Namen spricht, sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist glaubwürdig und in ihm ist keine
Falschheit.“ (Joh 7,18)
3 Außer Jesus habe ich Nichts
In der Bibel wird die Frage gestelt: „Was hast du, das du nicht empfangen hättest?“ (1Kor 4,7a) Alles, was irgend einen Wert hat, von wem hast du es empfangen? Kam es nicht von Gott? „Oh, meine Eltern haben uns den Urlaub geschenkt“, wendet jemand ein. Nein, nein. Gott mag deine Eltern gebraucht haben, aber wer gab ihnen den Gedanken und die Möglichkeiten, dies zu tun? Die Bibel sagt: „Alles, was gut und vollkommen ist, das kommt von Gott.“ (Jak 1,17; HfA) und „Wenn du es aber empfangen hast, warum rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?“(1Kor 4,7b)
Manchmal wird dies bei unserem Aussehen deutlich. Obwohl wir nichts dazu beigetragen haben, dass unsere Gesichtsform so ist, wie sie ist, tun manche geradezu so, als ob sie Gott bei der Formung
im Mutterleib zur Seite gestanden hätten. Vielleicht lächeln sie so viel, weil sie einfach nur auf ihre weißen Zähne stolz sind, wer weiß. Doch es ist nun einmal so, dass in unserer Gesellschaft
die Schönheit eine stark bewunderte Eigenschaft ist. Wenn eine Mutter voller Stolz ihr neugeborenes Baby präsentiert, dieses aber alles andere als „schön“ ist, muss man sehr aufpassen, welche
Bemerkung man dann loslässt. Eine ehrliche aber nicht kränkende Anmerkung wäre sicher: „Was für ein Junge! Oder: Was für ein Mädchen!“ Wir müssen hier äußerst behutsam vorgehen, weil ein schönes
Baby in unserer Gesellschaft viel wertvollerer ist als ein hässliches Baby.
Die Wahrheit ist jedoch: Niemand hat irgend etwas in diese Welt hineingebracht. Wir alle kamen hier nackt an, hilflos, schreiend, krebsrot und verschrumpelt mit einem Gesicht, das eher dem einer
Backpflaume ähnelte als einem gut entwickelten Vorzeigekind mit Lockenkopf. Und so sind wir heute immer noch in uns selbst. Das, was wir sind, das haben wir empfangen von Jesus Christus. Er
hat uns reingewaschen von unserer Sünde, er gab uns ein Kleid der Gerechtigkeit und krönte uns mit Gnade und Barmherzigkeit. Alles, was wir haben, kommt von ihm. Der demütige Beter weiß dies wohl
und vertraut sich einfach weiter Seiner Fürsorge an.
In Wahrhaftigkeit zu leben bedeutet, zu wissen, die Erde gehört Gott und wir sind lediglich als Verwalter eingesetzt. Jenseits von Gott haben wir nichts. Vielleicht eine ganze Menge Müll, Sorgen,
Enttäuschungen, Traurigkeit und zerbrochene Beziehungen.
Aber alles, was irgend einen Wert hat, Ewigkeitswert, das kommt von Gott. Das ist der Grund, warum Paulus sagte: In meinem Fleisch wohnt nichts Gutes (vgl. Röm 7,18). Das ist der Grund,
warum Johannes der Täufer sagte: „Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden.“ (Joh 3,30) Wer an diesen Punkt gekommen ist, ist geschützt. Er ist nicht mehr von äußeren Dingen wie
Lob, Kritik, Erfolg oder Misserfolg abhängig.
4 Aus mir selbst heraus kann ich nichts tun
Jesus lehrte uns: “Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ (Joh 15,5) Nichts, nichts, nichts. Was bedeutet das? Denke an einen Spatz, der an einem toten Baum nagt. Plötzlich schlägt ein Blitz in den Baum ein. Erschrocken kann der Spatz sich in letzter Sekunde in Sicherheit bringen. Er wirft einen ängstlichen Blick zurück und sieht den schweren Baum quer auf dem Boden liegen. Triumphierend erklärt er: „Seht, was ich getan habe!“ - Was für ein fataler Selbstbetrug!
Jesus hat Recht: Aus uns selbst heraus können wir nichts tun. Wenn ich das wirklich erkenne, habe ich keinen Grund mehr, mich über meinen Nächsten zu erheben. So viel Unversöhnlichkeit hat ihren Ursprung darin, dass der eine meint besser zu sein als der andere. Weil Christen wissen, dass ihre vergebende Haltung erforderlich ist, damit ihnen vergeben wird, sagen sie: „Ok, ich vergebe dir.“ Aber insgeheim denken sie: „Ich habe dich kennen gelernt. Nun geht jeder besser seinen eigenen Weg.“ - Doch wahre Versöhnung geht noch viel weiter: Sie bedeutet die Wiederherstellung einer Beziehung. Dann kann man wieder gemeinsam weinen und lachen.
Leben zwei Ehepartner in Unversöhnlichkeit, stirbt ihr Gebet schon ungeboren. Es war der Apostel Petrus, der uns daran erinnerte, dass es Gebetshindernisse gibt. Darum darf in der Ehe nicht ein
Blatt zwischen Mann und Frau passen, wenn das Gebet effektiv sein soll: „Vergesst nicht, dass Gott in seiner Gnade allen das ewige Leben schenkt, Männern wie Frauen. Nichts soll
zwischen euch stehen, das euch am gemeinsamen Gebet behindert.“ (1Petr 3,7b) Ohne demütige Versöhnlichkeit geht es einfach nicht - eine Wahrheit, die auch Jesus nicht oft genug
betonen konnte: „Wenn ihr aber steht und betet, vergebt ...“ (Mk 11,25; Elb.). Der Alltag zeigt uns oft, wie begrenzt wir sind. Doch es ist gerade diese Ohnmacht, die immer wieder von
Gott zugelassen wird, damit wir die Voraussetzungen des ehrlichen Gebetes erfüllen.
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