2. Ohne Demut kein Gebet

Wenn unser Gebet wirklich den Himmel erreichen soll, dann kann dies geschehen. Doch zuvor gibt es noch eine wichtige Lektion zu lernen - die der Demut. Es ist nämlich nicht die richtige Körperhaltung, die beim Gebet zählt, sondern die Herzenshaltung, auf die es ankommt. Man könnte auch sagen: Ein Nachfolger Jesu ist wie das gereifte Korn - je reifer die Ähre, desto tiefer beugt sie sich.

 

„Wenn... mein Volk, über das mein Name ausgerufen ist, sich demütigt und betet ...,

dann höre ich es im Himmel“ (2Chr. 7,14; ELB)

 

Gebet, das den Himmel erreicht, hat seine Wurzeln in der Tiefe

Was ist effektives Gebet? Im Vater Unser verrät Jesus, wie wir mit großer Auswirkung beten können. Das Geheimnis liegt einfach darin, den Willen des Vaters zu formulieren: „Dein Wille geschehe!“ lehrte uns Jesus. In diesem Sinne drückt effektives Gebet also nichts anderes aus, als Gottes eigenes Herzensanliegen. Wir erfinden nicht unsere eigenen Gebetsanliegen, die der Herr nur noch segnen braucht. Wir suchen vielmehr das Angesicht Gottes und hören, was der Herr will. Ich sage immer: Wir haben zwei Ohren und nur einen Mund; dies ist eine gute Illustration dafür, um zuerst zu hören und erst danach zu beten. Jesus erklärte dies so: „Denn was ich gesagt habe, habe ich nicht aus mir selbst, sondern der Vater, der mich gesandt hat, hat mir aufgetragen, was ich sagen und reden soll ... Was ich also sage, sage ich so, wie es mir der Vater gesagt hat.“ (Joh 12,49-50).


Wie kann der Vater nun durch uns reden und beten? Es ist eine ganz einfache Beobachtung: Seinen Gebetsgeist gibt Gott immer in leere Gefäße hinein.

Ein leeres Gefäß der Demut

Unsere Gebete sind häufig noch von persönlichen Interessen geprägt. Die Lust an zeitlichen Segnungen dominiert oft unser Verlangen: „Ihr bittet und empfangt nicht doch nichts, weil ihr in böser Absicht bittet, um es in eurer Leidenschaft zu verschwenden ... Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade.“ (Jak 4,3.6) Um mit dem Gebetsgeist erfüllt zu werden, müssen wir deshalb zuerst leer werden.

 

Der Prophet Elia sagte zur Witwe: „Geh und erbitte dir auf der Gasse von allen deinen Nachbarn leere Gefäße, aber nicht zu wenige! ... Als alle Gefäße voll waren, sagte sie zu ihrem Sohn: Bring mir noch ein Gefäß! Er antwortete: Es ist keines mehr da. Da floss das Öl nicht mehr weiter.“ (2. Könige 4, 3.6)

 

Im Gebet und in der Fürbitte können wir solche Gefäße sein, in die das Öl fließt - ein Bild, das in der Bibel oft für das Wirken des Heiligen Geistes steht. In diesem Sinne segnet Gott Gebete, die von seinem Thron ausgehen, durch die Inspiration des Heiligen Geistes unser Herz erfüllen, und die schließlich zu Ihm zurückgehen. Oder anders formuliert: Er ölt nicht ein Getriebe, das für unsere eigenen Pläne rattert, sondern nur eines, das für ihn arbeitet. Er ölt Seine Gebete, denn nur sie werden seinen Namen verherrlichen. Wir könnten auch sagen: Es gibt eine regelrechte Gebetssalbung, die in demütige, entleerte Gefäße hineinfließt!

 

Das bedeutet grundsätzlich: Mehr von Ihm und weniger von uns, mehr Demut und weniger Hochmut. Was ist Stolz? Ist uns bewusst, dass die meisten Christen es nicht wissen?

 

Stolz bedeutet grundsätzlich, an eine Lüge über sich selbst zu glauben. Der Hochmut ist nämlich ein unwahre Selbstwahrnehmung oder ein Selbstbetrug. Der Prophet Obadja erklärte einmal: „Der Hochmut deines Herzens hat dich verführt.“ (Ob 3; Elb.) Daraus folgt, dass der Stolz einer der gefährlichsten Verführer und Feinde ist, die wir haben. Er steht hinter so vielen Dingen. Nun befasse ich mich mit diesem Thema schon eine ganze Zeit lang. Doch erschreckender weise stelle ich fest: Je mehr man darüber lernt, desto häufiger erkennt man sich selbst. Stolz und Demut stehen buchstäblich hinter allem, was wir tun oder nicht tun. Irgendwann sah ich: Demut ist wie der Kern einer Wassermelone. Immer wenn du meinst, du hast ihn sicher zwischen zwei Fingern, flutscht er dir davon.

Besser brauchbar durch mehr Demut

Demut macht den ganzen Unterschied aus, inwieweit du mit Gott in Verbindung stehen und mit Christus leben kannst. Es geht sogar soweit, dass ich mit Bestimmtheit sagen kann, dass der Grad unserer Demut bestimmt, mit welchem Maß Gott uns im Gebet erhört oder gebrauchen kann. Bist du demütiger, kann Gott dich stärker gebrauchen; nimmt deine Demut ab, wirst du zu einem unbrauchbareren Kanal Gottes. Ich beweise es dir mit der Heiligen Schrift. Zeige mir eine Person, die stark von Gott benutzt wird, und ich zeige dir ein demütiges Herz.


Mose – Eine der ersten Stellen, die mir in diesem Zusammenhang aufleuchteten, finden wir in 4. Mose 12, 3: „Mose aber war ein sehr demütiger Mann, demütiger als alle Menschen auf der Erde.“ In anderen Worten: Mose war in seiner Generation der demütigste Mensch auf diesem Erdboden. Und ich spüre, wie Gott sagt: Ja, und er war der Mann, den ich am meisten vertrauen und gebrauchen konnte. Der Mann, der nicht reden konnte, gab die Worte Gottes mit größter Klarheit weiter. Im übrigen gab es sonst keinen, mit dem Gott wie mit einem Freund von Angesicht zu Angesicht redete (2Mo 33,11).


Johannes – Denke an Johannes den Täufer! Jesus sagte, dass unter allen Menschen, die jemals von einer Frau geboren wurden, niemand größer war als Johannes der Täufer. Ich denke, das schließt alle mit ein. War Johannes der Täufer eine demütige Person? Er war derjenige, der sagte: Er (Jesus) muss wachsen, ich aber muss kleiner werden.“ (Joh 3,30) Er hatte einen gewaltigen Dienst, indem er für den Herrn den Weg bereitete. Als Jesus auf der Bildfläche erschien, schickte Johannes seine Jünger zu Jesus. Er baute nicht sein eigenes Reich. Er suchte das Reich Gottes und predigte: „Kehrt um! Dann das Himmelreich ist nahe.“ (Mt 3,2) Außer Jesus war auch Johannes der Täufer der meist gebrauchteste Mensch in seiner Generation. Er sagte: „Ich bin nicht würdig, ihm den Riemen seiner Sandalen zu lösen.“


Oder erinnern wir uns an Paulus. Ist es sicher zu sagen, dass Paulus wahrscheinlich der demütigste Mann in seiner Generation war? Hören Sie einmal, welche Worte Paulus über sich selbst sagte: „Denn ich bin der geringste von den Aposteln; ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe.“ (1. Kor 15,9) In Epheser 3, 8 erklärte er sogar, dass er sich als „allergeringsten von allen Heiligen“ sah.
Nicht nur, wenn es um das Gebet geht, lautet die Bedingung: Meist demütig gleich meist gebraucht. Zu Jedem, der von Gott wirklich gebraucht werden möchte, zeigt uns die Bibel auf: Deine Demut ist der bestimmende Faktor. Vielleicht fragt jemand: „Aber ist nicht mein Glaube die ausschlaggebende Kraft?“ Ja, aber deine Demut bestimmt wiederum, wie viel Glauben du hast: „Denn euch wurde in bezug auf Christus die Gnade verliehen, nicht nur an ihn zu glauben, (sondern auch um seinetwillen zu leiden).“ (Phil 1,29; Schl.)

Es gibt mehr Gnade

Wem verleiht Gott nun diese Gnade? „... Den Demütigen aber schenkt er seine Gnade.“ (Jak 4,6) Mich hat besonders der erste Teil dieses sechsten Verses angesprochen: „Doch er gibt noch größere Gnade.“ (Jak 4,6a) Gott hält also mehr Gnade für seine Begnadigten bereit. Und ich muss ehrlich sagen: Dieser Gedanke fasziniert mich. Brauchst auch du mehr Gnade? Meine Stimme ruft zu Gott: „Mehr Gnade, mehr Gnade Herr!“ Und ich höre, wie Gott zurückruft: „Mehr Demut, mehr Demut! – Dem Demütigen gebe ich Gnade.“ Das bedeutet grundsätzlich: Mehr von Ihm und weniger von mir. Wir können nicht gleichzeitig in zwei verschiedene Richtungen gehen. Du kannst nicht voll von dir selbst sein und zur selben Zeit in Gottes Fülle leben.


Wir können leicht prüfen, womit wir den ganzen Tag ausgefüllt sind. Worüber denken wir die meiste Zeit nach? „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich und erkenne mein Denken!“ (Ps 139,23) betete David. Das können wir auch einmal für uns selbst versuchen. Komme herein durch die Hintertür. Schaue nach, was auf deinem Bildschirm den ganzen Tag steht. Manchmal ist es bei uns allen das große ICH. Was ich will, was ich denke, was ich tun werde ... Ich, ich, ich, mir, mir, mir, mich, mich, mich – die eigene Dreieinigkeit: Ich, Mir und Mich. Menschen sind bedeutend voller von sich selbst, als sie denken. Deswegen sagte Johannes: Er muss zunehmen!

Was ist Stolz? Wie schleicht er sich ein?

Stolz bedeutet nicht nur, über dich selbst die ganze Zeit zu meditieren. Obadja 3 erklärt, dass Hochmut dort beginnt, wo du damit anfängst, eine Lüge über dich anzunehmen. Menschen leben nicht im Stolz, weil sie gute Dinge glauben. Sie landen im Stolz, weil sie Lügen glauben. Paulus ermahnte Philemon, alles Gute zu erkennen, das uns in Hinblick auf Christus gegeben worden ist (Phim 1,6). Wir müssen also um unser geistliches Erbe wissen und unsere Position vor dem himmlischen Vater verstehen. Doch gleichzeitig brauchen wir eine nüchterne Einschätzung von uns selbst. Menschen werden kommen und verschiedene Dinge über dir aussprechen. Vielleicht, dass du eine große Frau Gottes oder ein großer Mann Gottes seist, ein Pionier der Nation. Dann kommt es sehr darauf an, dass du vor allem ehrlich gegenüber dir selbst bist. Antworte schlicht: „Ich weiß, wer ich bin! Ich bin ein Vollzeitchrist, ein Diener Christi rund um die Uhr. Ich bin gekommen, etwas für den Herrn zu tun. Das ist alles!“

 

Im übrigen ist es nicht immer so, dass diejenigen, die am meisten von Gott gebraucht werden, am deutlichsten dabei in Erscheinung treten. Dies sind wohl eher die Ausnahmen, vergleichbar mit einigen Zeichen, die Gott zur Ermutigung setzt. Ich meine, Dank sei Gott für Mose, David oder Paulus. Doch die meisten Christen, die im Himmel einmal auf Thronen sitzen werden, sind hier auf Erden wohl eher Unbekannte: „... dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten“ (Mt 6,4). Ja, du wirst dein Ziel erreichen, weil du nicht die Aufmerksamkeit auf dich selbst lenkst und dich weigerst, deinen Lohn schon hier auf Erden zu empfangen. Diese Warnung ist allezeit vor deinem inneren Auge: „Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.“ (Mt 6,5)

Bei gut gemeinten Anerkennungen muss sich natürlich niemand verstecken, solange man nicht süchtig nach ihnen wird. Doch mit übertriebenem Lob werden Menschen manchmal auch Lügen über uns erzählen. Wenn man dann nicht die Wahrheit über sich selbst kennt, wird man schließlich sehr leicht im Stolz landen. Und es kostet einem letzten Endes die Salbung! Es kostet dich vieles. Die Gefahr beginnt, wo du glaubst, dass du eine Berufung hast, die du gar nicht hast, wo du glaubst, dass du eine Offenbarung besitzt, die dir nicht wirklich von Gott gegeben wurde, wo du meinst, dass du mehr weisst, als es der Fall ist und wo du glaubst, dass du Dinge tun konntest, zu denen du gar nicht in der Lage warst. Wie oft werden Erfolge einfach falsch verbucht, weil jemand meint, dass er Dinge getan hat, die in Wahrheit Gott getan hat. Wenn es soweit kommt, stehlen wir niemand Geringerem als Gott selbst die Ehre. So verstehen wir vielleicht etwas besser, warum Gott gegen den Stolz kämpft und warum Er das Gebet eines stolzen Menschen nicht erhört.


Weisst du, was die Bibel über den Hochmut sagt? Er kommt immer vor dem Fall. „Vor dem Verderben kommt Stolz, und Hochmut vor dem Fall.“ (Spr 16,18) Hierzu eine kleine Illustration: Auf einem Flugzeug waren nur drei Passagiere: Ein Prediger, ein Junge und ein Computer-Experte. Plötzlich kam der Pilot aus seiner Kabine und machte den drei Personen verständlich, dass das Flugzeug abstürzen würde, denn beide Triebwerke seien ausgefallen. Er sagte: „Doch das Problem ist ein anderes: Wir haben nur drei Fallschirme!“ Dann fügte er hinzu, dass er doch auf jeden Fall einen bekommen sollte, weil eine Frau und drei kleine Kinder auf ihn warten würden. Daraufhin nahm er einen und sprang. Der Computerexperte sagte daraufhin: „Ich sollte auch einen Schirm bekommen, weil ich der intelligenteste Mann der Welt bin und mich jedermann braucht.“ Er nahm also auch einen und sprang. Der Prediger wandte sich dem Jungen zu und sagte mit einem traurigen Lächeln: „Du bist jung und ich habe ein reiches Leben gehabt. So nehme nun den letzten Fallschirm und ich bleibe hier.“ Wollen Sie nun wissen, was der Junge antwortete? Ich verrate es Ihnen: „Entspanne dich Pastor, der intelligenteste Mann der Welt hat gerade meinen Rucksack genommen und ist damit gesprungen!“ – Ich liebe dieses Beispiel, weil es deutlich macht, dass Hochmut immer vor dem Fall kommt. Es ist nur eine Frage der Zeit.

 

Im nächsten Teil erfahre nun mehr über das wahre demütige Gebet.

 

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