1. Die Normalsterblichen kommen

Die Bibel offenbart, dass Jesus Christus mit der Gemeinde ein hohes Ziel verfolgt: Sie soll ihm ein echtes Gegenüber sein. Der Apostel Paulus schrieb im Brief an die Epheser, "denn wir sollen keine unmündigen Kinder mehr sein..., sondern in jeder Hinsicht mehr und mehr dem ähnlich werden, der das Haupt ist, Christus" (Eph 4,14-15). In demselben Abschnitt wird auch verraten, wie Jesus den Wachstumsprozess in uns leitet, so dass wir "zu mündigen Christen heranreifen". Dazu werden sieben Meilensteine aufgelistet, die wir in diesem Kurs verstehen wollen. Man kann sie auch als sieben Ebenen des Wachstums verstehen oder wie ein Fahrplan Gottes für eine starke, weltweite Gemeinde, für die Jesus wieder kommen wird – vermutlich nicht an einem religiösen Sonntag.

Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten. Er gab Evangelisten, Hirten und Lehrer,
damit sie die, die Gott geheiligt hat, zum Dienst ausrüsten und so der Leib des Christus aufgebaut wird
mit dem Ziel, dass wir alle die Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes erreichen; dass wir zu mündigen Christen heranreifen und in die ganze Fülle hineinwachsen, die Christus in sich trägt.

(Epheser 4,11-13 Das Buch)

Gott handelt niemals willkürlich, und Er muss auch nie Notmaßnahmen ergreifen. Er hat nicht plötzlich eine gute Idee, die ihn begeistert. Nichts, was auf Erden geschieht, überrascht ihn! Er führt aus, was er bereits vor Grundlegung der Welt geplant hat. Deshalb muss jeder wissen, der zur Gemeinde gehört, dass er in einem Werk mitwirkt, das zum Erfolg vorherbestimmt ist – einfach weil es Gottes Werk ist. Der Allmächtige hat nicht die Absicht, den Niedergang Seiner Gemeinde zu überwachen. Jesus sagte, „Ich werde meine Gemeinde bauen, und das Totenreich mit seiner ganzen Macht wird nicht stärker sein als sie." (Mt 16,18) Mit der Auferstehung trat Jesus seine Herrschaft an, um Sein Gemeindeprojekt erfolgreich zu vollenden. So wird er sicherstellen, dass wir als Seine Gemeinde verschiedene Wachstumsebenen durchlaufen, wobei der Übergang fließend sein kann oder manche Entwicklungen auch parallel verlaufen. Doch es gibt sicher einen Grund, warum sie in der folgenden Reihenfolge im Bibeltext aufgelistet sind - mit dem klaren Ziel, Christus ähnlich zu werden:

  • Ebene 1 - BERUFUNG: Wir werden herausgerufen aus diesem Weltsystem, erhalten ein Berufung, um als Heilige zu leben. Gott benutzt oft Christen mit bestimmten Gaben, z.B. Evangelisten, um uns zu erreichen.
  • Ebene 2 - DIENST: Dann wird es sichtbar, dass jedes Glied der Gemeinde etwas zu geben hat – jeder Christ ist ein Diener und in einen geistlichen Dienst gestellt.
  • Ebene 3 - ERBAUUNG: Gott wird es zustande bringen, dass wir Andere mit unseren Problemen nicht länger herunterziehen, sondern auferbauen; wir bekommen Anteil an der „Erbauung des Leibes Christi“.
  • Ebene 4 - EINHEIT: Nun gibt es ein Geschenk, eine Belohnung zwischendurch: die Einheit des Glaubens – nicht so wie in einer Partei, sondern mit einem klaren Fokus:
  • Ebene 5 - ERKENNTNIS des Sohnes Gottes: Nur durch Ihn ist echtes Wachstum, das in der Ewigkeit einen Wert hat, möglich. Wir mögen wachsen in Erfahrung, Erkenntnis und Einfluss. Aber nur Jesus selbst kann auf den nächsten Level führen:
  • Ebene 6 - MÜNDIGKEIT des Gläubigen: Die Mündigkeit des einzelnen Gläubigen ist das erklärte Ziel. Es wartet eine geistliche Reife, die uns zu Vorbildern in der christlichen Führung befähigt. Beim letzten, folgenden Punkt fehlen mir die Worte:
  • Ebene 7 - FÜLLE Christi: Die ganze Fülle, die Christus in sich trägt, können wir nur gemeinsam entdecken, als sein Leib auf Erden. Das wir dorthin gemeinsam "hineinwachsen", ist unsere große Hoffnung.

Die Wiederherstellung

Gott hat in uns alle eine Sehnsucht hineingelegt: es ist das Verlangen nach Vollkommenheit. Da ist der Hunger nach Perfektion in jedem von uns zu finden. Alles muss schneller, besser und einfacher zu bedienen sein. Doch nur Gott kann dieses Verlangen stillen – kein Job, keine Karriere, kein Lebenspartner. Auch kein Haus, Hobby, Sportpokal, und auch nicht unsere Kinder werden uns sättigen können. Kein Mensch kann das ersetzen, was uns nur Gott selbst geben kann. Über Jesus heißt es: „der Himmel muss ihn aufnehmen bis zu der Zeit, in der alle Dinge wiederhergestellt werden.“ (Apg 3,21, Das Buch)

 

Die sog. heutige Kirche hat so viele Dinge hervorgebracht, die nicht notwendigerweise „die Gemeinde“ ausmachen. Sie mögen ein Teil davon sein. Dank sei Gott für christliche Schulen, Krankenhäuser, medizinische Kliniken, Waisenhäuser, Bibelschulen, Kinderprogramme, Missionsprojekte, Evangelisation, Projekte, Hauskreise und andere Gruppen. Diese Dinge oder Gruppen mögen gut in sich selbst sein und auch die Arbeit, die sie verrichten. Aber sie sind nicht notwendigerweise die Gemeinde. Man kann viele christliche Aktivitäten verfolgen, ohne die Gemeinde selbst in seiner Mitte zu haben. So hat es Gott zugelassen, dass die Kirche in eine tiefe Identitätskrise hinein gekommen ist und auf der Suche nach einer klaren Definition ist.

 

Was die Gemeinde nicht ist

Die Gemeinde ist kein Verein, kein Betrieb und auch keine Schule. Kein Verein deshalb, weil sich hier lediglich Gleichgesinnte eingefunden haben. Bei aller Zielstrebigkeit und aller Vision, die uns Gott geschenkt hat, ist doch nicht ein Parteiprogramm Dreh- und Angelpunkt unserer Arbeit. Es geht doch nicht um Visionen eines Unternehmens. Es kann nicht unser Lebensziel sein, 1000 Mitglieder zu gewinnen.

Die Gemeinde ist auch kein Betrieb, weil dieser dirigistisch geführt wird. Hier kann der Chef Angestellte nach Kriterien der Nützlichkeit und Wirtschaftlichkeit aussuchen, einstellen und entlassen. Doch Nützlichkeitsdenken ist Gott und Seinem Hause fremd, weil jeder Mensch wertvoll ist!

Die Gemeinde ist auch keine Schule, um die Schüler zu bilden und denen eine schlechtere Note zu erteilen, die nicht ganz folgen können. Ein gutes Gebet, das wir immer wieder sprechen sollten, ist: Herr, mache mich zu einem Richtungsweiser für Andere, und nicht zu einem Warnschild oder einer Vogelscheuche. Ich will es anderen leichter machen zu glauben und nicht schwieriger.

 

Was ist die Gemeinde?

Die Gemeinde ist der Wille Gottes. Sie ist nicht eine Notlösung, sozusagen ein Notprogramm als Ersatz für das jüdische Volk. In Römer 11,1 heißt es: „Hat Gott sein Volk etwa verstoßen? Niemals!“ Schon lange bevor es überhaupt einen einzigen Juden gab, hatte Gott die Gemeinde auf dem Herzen. Er sehnte sich danach, die Gemeinde als ein Gegenüber für Seinen Sohn auszusondern: "Er ist es ja auch, der uns gerettet und dazu berufen hat, zu seinem heiligen Volk zu gehören. Und das hat er nicht etwa deshalb getan, weil wir es durch entsprechende Leistungen verdient hätten, sondern aufgrund seiner eigenen freien Entscheidung. Schon vor aller Zeit war es sein Plan gewesen, uns durch Jesus Christus seine Gnade zu schenken, und das ist jetzt, wo Jesus Christus ´in dieser Welt` erschienen ist, Wirklichkeit geworden." (2Tim 1,9-10) Die Gemeinde ist also der ewige Wille Gottes. Da gibt es den souveränen und den zugelassenen Willen Gottes. Doch die Gemeinde, sein Leib, ist der souveräne, erklärte Wille Gottes, an dem es nichts zu rütteln gibt. In Mt 16 und Mt 18 wird zum allerersten Mal im NT die Gemeinde erwähnt. Beide Stellen sind von Jesus Christus gesprochen, dem Baumeister der Gemeinde. Es ist wichtig, zu wissen und zu verstehen, was Gott zu unserer Generation über die Gemeinde sagt, und was die Absicht der Gemeinde ist.

 

Der erste Level: Berufen zum Christsein

Im Griechischen gibt es zwei Wörter, die mit „Kirche“ übersetzt werden können. Wenn wir sagen: „Dort ist eine Kirche“, sprechen wir von einem Gebäude, bestehend aus leblosen Steinen. In diesem Zusammenhang wird das gr. Wort kyriakos gebraucht. Doch wenn die Bibel von der Gemeinde (Kirchengemeinde) spricht, verwendet sie hierfür das Wort: ekklesia. Es bedeutet „Herausgerufene“ (ek: heraus, kaleo: rufen). Der Apostel Petrus macht deutlich, dass die Gemeinde aus Menschen besteht, die aus einem "sinn- und ziellosen Leben" (1Petr 1,18) herausgerettet und -gerufen sind.

Wenn Jesus wiederkommt, geht es nicht darum, wie wir ihn durch das, was wir tun, beeindrucken können. Denn in dem Bild des Bräutigams und der Braut ist er bereits völlig verliebt in uns nicht wegen unserer Talente, Missionsprojekte oder unserem Geld. Er wollte noch nie eine Zweckehe und erst Recht keine Zwangsehe! An dem Tag, wo Er wiederkommt, wird er seinem Vater nur eine Braut präsentieren: Es ist die Eine, die Er von Herzen liebt. "Er ist der Bräutigam, ihm gehört die Braut", sagte Johannes bei der Taufe über Jesus (-> vergleiche hierzu die Nuggets-Serie "Die Baut, die sich traut").

Umgekehrt dürfen wir Jesus auch nicht "nur" als Erfolgsgarant für unsere eigenen Projekte missbrauchen. Manchmal ist es sogar besser, eine zeit lang abseits von Diensten zu sein, um die Liebesbeziehung zu Ihm wieder ganz neu zu kultivieren. Die Braut Sulamith betete zum Beispiel: „Zieh mich dir nach, lass uns eilen!“ (Hl 1,4). Ihr Fokus lag auf der Beziehung zu ihrem Bräutigam und auf nichts anderem. In diesem Sinne steht auch die Gemeinde im Prozess der Ehevorbereitung! Es ist schon erstaunlich, aber manche bereiten sich besser auf den Führerschein vor, als auf die Ehe. Darum schreibt Paulus etwas mahnend: „Denn ich kämpfe mit leidenschaftlichem Eifer um euch, mit einem Eifer, den Gott selbst in mir geweckt hat. Wie ein Vater seine Tochter mit dem einen Mann verlobt, für den sie bestimmt ist, so habe ich euch mit Christus verlobt, und mir liegt alles daran, ihm eine reine, unberührte Braut zuzuführen. “ (2Kor 11,2)

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