5. Erhöhung kommt

In der letzten Phase unserer langen Reise mit Gott wartet auf uns eine Erhöhung. Die großen Momente, die wir mit Gott erlebt haben, sind keine Ausnahmen. Prüfungen und Wüstenzeiten gehen vorbei, und wenn die Zeit dafür gekommen ist, hat Gott letzten Endes Freude daran, uns zu erhöhen. Petrus ermutigt uns: „Beugt euch also in Demut unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöht, wenn die Zeit gekommen ist.“ (1Petr 5,6) Die Erhöhung kommt genauso von Gott wie die Erniedrigung von Ihm zugelassen werden kann. Jedenfalls vermag die Hand Gottes uns wieder aufzurichten. Allerdings erleben wir oft keine Erhöhung, weil wir die falsche Art der Erhöhung suchen. In diesem Teil beschäftigen wir uns deshalb mit dem der echten Belohnung. Sie wurzelt in der Art und Weise, wie Jesus erhöht worden ist. Wenn wir dies durchschauen, werden wir schließlich nur noch das Echte und Bleibende begehren, eben Qualität, die ewig zählt.

 

Das Erscheinen Jesu war auch für das jüdische Volk die größte Erhöhung, die es überhaupt erfahren könnte. Mit dem Kommen Jesu und seiner Erlösungstat gingen etwa 3000 alttestamentliche Prophetien in Erfüllung. Jesus Christus war es, auf den Mose, Abraham, Elia und David warteten. Ohne ihn gibt es keine Hoffnung für Israel. Mit ihm hat dieses Volk Zukunft, ob es dies heute verstanden hat oder nicht. Erhöhung kommt, das ist so sicher, wie es Erniedrigungen und Demütigungen gibt. Über Jesus heißt es:

 

„Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen ...“ (Phil 2,8-9)

 

Auch in unserem Leben wird es eine Erhöhung geben. Durch Petrus werden wir zu einem Lebensstil in Demut ermutigt, weil es er eine Belohnung bewirkt: „Beugt euch also in Demut unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöht, wenn die Zeit gekommen ist.“ (1Petr 5,6) Viele Christen erleben keine Erhöhung, weil sie die falsche Art der Erhöhung suchen. Sie sagen, wir bauen das Reich Gottes! Doch darunter verstehen sie dasselbe wie die Jünger Jesu, die ein sichtbares Reich suchten, sichtbare Macht und sichtbaren Einfluss. Als Jesus verkündete: „Das Reich Gottes ist zu euch gekommen“, ließ er in der Vorstellung seiner Zuhörer das Bild eines politischen Anführers entstehen, der das mächtigste Reich aller Zeiten besiegen würde. Jesus kannte die explosive Kraft des Wortes „Messias“ nur allzu gut. „Jetzt beginnt die Herrschaft Gottes“, verkündigte er in seiner ersten Predigt. Klar, immer wenn er davon sprach, weckte dies Erinnerungen: wehende Fahnen, glanzvolle Armeen, Gold und Elfenbein aus Salomos Tagen, und die wieder aufgerichtete Nation Israel. Zeloten standen am Rande der Zuhörerschaft Jesu, bewaffnete und gut organisierte Guerillas, die auf einen Kampf mit Rom brannten. Aber zu ihrer Verärgerung kam niemals das Signal zum Aufstand. Doch kündigte Jesus nicht an, was in Zukunft geschehen sollte, würde die Vergangenheit bei weitem übertreffen? „Propheten und Könige hätten viel darum gegeben, das zu erleben, was ihr seht und hört. Aber die Zeit war noch nicht da.“ (Lk 10,24; HfA).

 

Bei einer anderen Gelegenheit sagte Jesus herausfordernd: „Der hier vor euch steht, ist größer als Salomo...“ (Mt 12,42; HfA) Und Salomo? Er wurde schlicht mit einer gewöhnlichen Lilie verglichen, fast also ob Jesus die Erinnerungen an Israels ruhmreiche Zeiten diskreditierte. Worauf wollte er hinaus? Mit der Zeit enttäuschte Jesus mit seinem Verhalten alle, die einen Anführer im herkömmlichen Sinne haben wollten. Er wich großen Ansammlungen eher aus, als dass er sie suchte. Und als die Menge ihn einmal mit Gewalt krönen wollte, zog er sich auf mysteriöse Weise zurück. Zu guter Letzt heilte Jesus einfach die die Wunde eines Soldaten, dem Petrus bei der Gefangennahme Jesu einfach das Ohr abschlug. Mit Waffen sollte die Erhöhung Jesu nicht erkämpft werden.

 

Wir wollen das Reich Gottes bauen? Was meinen wir?

Offenbar hatte das Wort „Reich“ für Jesus und die Menge eine ganz unterschiedliche Bedeutung. Was meinen wir eigentlich, wenn wir sagen: „Wir wollen das Reich Gottes bauen“? Leider denken auch heute noch die meisten Christen an wehende Fahnen oder glanzvolle Programme und Aktivitäten. Und auch sie haben ihr Gold und Elfenbein – ihre hochfinanzierten Megaprojekte. Jemand erzählte, wie ein Multimillionär in eine Stadt zog, ein Gemeindezentrum mit 1000 Sitzplätzen baute und dafür cash bezahlte. Da es aber zu diesem neuen Gebäude keine Gemeinde gab, lud er bekannte Sprecher von überall ein und bezahlte eine unglaublich aufwendige Werbung. Diesem Mann ging es nicht darum, dass eine lokale Gemeinschaft durch Bekehrungen entstand und zu einer Ortsgemeinde heranwuchs. Er wollte auf Knopfdruck Unterhaltung. Redner kamen, die nur an teuren Hotels und garantierten Honorars von 5 oder 10k Euro interessiert waren. Das traurige an der Geschichte ist, dass sich das Gebäude tatsächlich füllte. Jede Woche gab es einen neuen Sänger, einen der Top Prediger und irgendein Entertainment. Dies war die Art und Weise, wie er eine „moderne Gemeinde“ baute. Die Leute dachten wirklich, sie wären in einer wachsenden Gemeinde. Man kann mit Geld viel machen. Doch als Simon der Zauberer mit Geld die Salbung kaufen wollte, widerstand ihm Petrus. So widerstand auch Gott schließlich diesem christlichen Entertainment. Später suchte der Millionär, das Gebäude wieder los zu werden. Es war ein kurzer Rausch, der aber zeigt, dass man meinen kann, das Echte zu haben, eben das Reich Gottes, doch in Wahrheit hat man nur ein weiteres Reich von dieser Welt hervorgebracht. Bitte suche nicht nach solchen weltlichen Erhöhungen. Du ersparst dir viel Frustration. Das ist damit nicht gemeint, wenn Petrus mahnt: “Demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur rechten Zeit“.

 

Wie sieht die wahre Erhöhung aus?

Ich möchte, dass wir uns einen Moment Zeit nehmen, über die wahre Erhöhung Jesu nachzudenken. Jesus selbst prophezeite, dass er nicht nur erhöht wurde, indem er ans Kreuz ging, sondern dass die Erhöhung bereits in der Fähigkeit bestand, das Kreuz überhaupt tragen zu können: „Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat.“ (Joh 3,14) Nachdem das jüdische Volk mit Schlangenbissen vergiftet war, sollten die Menschen auf die Schlange schauen, die Mose nach Anweisung Gottes an einem Holzpfahl befestigte. Diese Schlange, ein Bild für die Sünde, war ein eindrucksvolles prophetisches Bild. Es stand für den Messias, der in seiner Erhöhung am Kreuz würdig sein würde, unsere Sünde zu tragen: „Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.“ (2Kor 5,21) Die Einheitsübersetzung übersetzt Jes 52,13 so: „Seht, mein Knecht hat Erfolg, er wird groß sein und hoch erhaben.“

 

Heutzutage scheint Erfolg das Schlagwort zu sein, sowohl außerhalb als auch innerhalb der Kirche. Wenn etwas erfolgreich ist, muss es gut sein. Wenn etwas nicht den gewünschten Erfolg bringt, ist es schlecht, weil es angeblich nicht gesegnet ist. Doch wer so denkt, muss sich fragen: Was ist überhaupt Erfolg? Erinnere dich daran, wie Satan versuchte, Jesus im Garten Gethsemane vom Kreuz abzubringen. Dies stellt Mel Gibson sehr treffend in seinem Film „Passion“ dar. Als Jesu Schweiß wie Blutstropfen wurde und Jesus wortwörtlich während seines Gebetskampfes in Agonie geriet, müssen wir uns klar machen, dass er bereits mit dem Tod ring. Worin bestand die Versuchung Satans? Darin, dass Jesus sterben sollte, ohne dafür Blut zu vergießen. Das war das Heimtückische: es sollte ein falsches, religiöses Opfer werden ohne Kraft, Sünde zu vergeben. Es gab keinen Zweifel daran, dass Jesus bereit war, sein Leben hinzugeben. Doch war hierzu wirklich die grausame Folter und das Kreuzesleiden erforderlich? Reichte es nicht aus, dass sein Schweiß wie Blutstropfen war? Konnte der Kelch des Blutes nicht einfach an ihm vorübergehen? – Nein! Dreimal sagte der Vater: „Nein!“ Erst in dem Moment, wo Jesus sich völlig dem Willen des Vaters unterordnet, tritt er – im Film symbolisch sehr schön dargestellt – auf den Kopf der Schlange. Dann stellt er sich mutig den Soldaten. Und der Leidensweg zum Kreuz beginnt. Diese Entscheidung war der Sieg schlechthin, den Kreuzesweg in der Kraft der Liebe und der Vergebung zu gehen. In den Augen der Öffentlichkeit war das Kreuz nichts weiter als ein Ort der Schande und der Schmach. Doch aus Gottes Sicht wurde der Mann, der am Holz hing, erhöht. Was für ein krasser Gegensatz! Das ist das, was Paulus meinte, als er sagte, dass Gottes Weisheit für uns Torheit ist.

 

Manche unserer Überzeugungen entstanden genauso wie Beton: Erst wurde alles sorgfältig gemischt, dann kam langsam die Erstarrung. Alle möglichen Meinungen der Menschen versuchten wir miteinander zu verbinden; heraus kam der kleinste gemeinsame Nenner: ein unanstößiges, kraftloses Evangelium. – Doch Nicht so bei den Aposteln und denen, die die Torheit Gottes annahmen. Nachdem sie verfolgt wurden, heisst es: Sie „freuten sich, dass sie gewürdigt worden waren, für seinen Namen Schmach zu erleiden.“ (Apg 5,41). Diese Art der Erhöhung, eben die Befähigung, Schmach zu tragen, drückt aber längst nicht alles aus, was Petrus und die anderen Apostel erfuhren. Es heißt weiter: „Die Hand des Herrn war mit ihnen und viele wurden gläubig und bekehrten sich zum Herrn.“ (Apg 11,21)

 

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