3. Das Geheimnis der 490 Jahre

In diesem Kapitel geht es darum, wie Gott mit dem jüdischen Volk seinen Kurs der Vergebung und Treue fortsetzte. Das Volk durfte weiterhin mit Gott Geschichte schreiben, doch nur dann, wenn es in seinem Willen lebte. Um zu illustrieren, unter welchen Bedingungen Gottes Uhr läuft und wann sie stehen bleibt - auch in unserem Leben -, hat Gott den Zeitabschnitt zwischen dem Exodus und der Einweihung des Salomonischen Tempels in zwei Passagen der Bibel beschreiben lassen. Sie unterscheiden sich jedoch darin, dass die Passage in 1Kö 6,1 und die in Apg 13,17-22 zu unterschiedlichen Längen führen. Ein genialer Widerspruch - und doch keiner! Denn die Differenz ist exakt die Summe der Jahre, in denen die Israeliten während der Zeit der Richter in Sünde lebten. Hinter dem Ausschalten der Uhr Gottes in diesen Sündenjahren steckt ein Geheimnis, das nicht nur unsere Ehrfurcht vor dem geschriebenen Wort der Bibel aufflammen lässt, sondern auch unseren Glauben ernorm festigt.

 

Der beabsichtigte, geniale Widerspruch

Wir beginnen mit dem Bericht, den wir im Buch der Könige finden. „Und es geschah im 480. Jahr nach dem Auszug der Söhne Israel aus dem Land Ägypten, im vierten Jahr der Regierung Salomos über Israel, im Monat Siw, das ist der zweite Monat, da baute er das Haus für den HERRN (1Kö 6,1). In der Regel liest der Leser über die Zahl 480 großzügig hinweg. Der Tempelbau geschah im 480. Jahr nach dem Auszug aus Ägypten. In 1. Könige 6, 38 wird uns gesagt, dass Salomo sieben Jahre an dem Tempel gebaut hat, bis das "Haus vollendet" war. Dann war der salomonische Tempel selbst fertiggestellt, seine Einrichtung musste erst noch folgen. Sie war eine gewaltige Aufgabe, die sich nur über Jahre hinweg realisieren ließ. Im ersten Buch der Könige wird diese Arbeit ausführlich beschrieben (1. Könige 7, 13-51). Die Dauer dieser Tätigkeit liegt bei 3 Jahren, so dass der Tempel nach 480+7+3=490 Jahre eingeweiht werden konnte.

 

Doch erstaunlicherweiser gelangt man zu einem ganz anderen Ergebnis, wenn der neutestamentliche Bericht herangezogen wird! In der Apostelgeschichte finden wir einen chronologischen Bericht, den der Apostel Paulus in Antiochien gab, als er in einer jüdischen Synagoge einen kompletten Überblick über die jüdische Geschichte vermittelte. Das Besondere an diesem Bericht war, dass er durch den Geist Gottes exakte Zahlen enthielt, die für die erwähnten Zeitspannen zutrafen:

 

„Der Gott dieses Volkes Israel erwählte unsere Väter und erhöhte das Volk in der Fremdlingschaft im Land Ägypten, und mit erhobenem Arm führte er sie von dort heraus; und eine Zeit von etwa vierzig Jahren ertrug er sie in der Wüste. Und nachdem er sieben Nationen im Land Kanaan vertilgt hatte, ließ er sie deren Land erben [für] etwa vierhundertfünfzig Jahre. Und danach gab er ihnen Richter bis zu Samuel, dem Propheten. Und von da an begehrten sie einen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn des Kisch, einen Mann aus dem Stamm Benjamin, vierzig Jahre lang. Und nachdem er ihn verworfen hatte, erweckte er ihnen David zum König, welchem er auch Zeugnis gab und sprach: `Ich habe David gefunden, den Sohn Jsais, einen Mann nach meinem Herzen, der meinen ganzen Willen tun wird" (Apg 13, 17-22).

 

In Analogie zum Bericht aus 1. Könige 6 beginnt Paulus die Geschichte des Volkes Israel mit dem Exodus. Auch er zählt die Zeit ab dem Exodus, nicht etwa ab der Berufung Abrahams, den Jesus den „Vater der Juden“ nannte (Joh 8,56). Dies hatte einen Grund: Der Exodus stand für eine geistliche Wahrheit, die in Jesus in Erfüllung gehen sollte. Er stand für Befreiung und Neuanfang. Deswegen befahl Gott Mose auch: „Dieser Monat soll für euch der Anfangsmonat sein, er sei euch der erste von den Monaten des Jahres.“ (2Mo 12,2) Der Kalender für das Volk Israel begann am Tage ihres Auszuges. Die Uhr wurde „auf Null“ gestellt.

 

Dann folgte eine Zeit von 40 Jahren in der Wüste, während der eine neue Generation aufstand, die das verheißene Land Kanaan später eroberte. Bis zur vollkommenen Besetzung des Landes lebte das Volk dann in einer Art Übergangszustand, in dem es sich vor allem geistlich zurechtfinden mußte. In der Fußnote der Elberfelder-Überstzung heißt es zu Vers 20: "Und danach - nach der Zeit der Wüste - für etwa 450 Jahre, gab er ihnen Richter". In den ruhigen Zeiten wandte sich das Volk immer wieder von Gott ab, so daß Gott bestimmte Männer berief, die das Gericht Gottes über den Abfall vom Glauben verkündigen sollten. Diese Männer wurden Richter genannt, von denen Samuel der zuletzt berufene war. Dann folgte die Zeit der Könige. Das Volk Israel begehrte einen König, so wie die umliegenden heidnischen Nationen es praktizierten. Gott ließ sich erbitten, obwohl dies nicht sein vollkommener Wille war; Propheten, die direkt von Gott hörten, sollten eigentlich das Land führen. Dennoch: Die ersten drei Könige, die Gott einsetzte, waren Saul, David und Salomo. Jeder von ihnen regierte 40 Jahre lang (vgl. 1. Könige 2, 11; 11, 42).

 

Damit ergibt sich für die Zeitspanne zwischen dem Exodus und der Einweihung des Tempel Salomos wesentlich mehr als 490, nämlich 621 Jahre.

 

Vom Exodus bis zum Tempel Salomos

Bedeutung für den wahren Tempel - die Gemeinde

Gottes Wort zeigt uns auf, dass die Zeit der Richter von einem ständigen Wechsel zwischen Gottesfürchtigkeit und Götzendienst begleitet war. Es ist kaum zu glauben: Aber immer wenn es dem Volk Gottes besser ging, wenn sie Ruhe vor den Feinden hatten und materiell versorgt waren, vergaßen sie schnell den Urheber ihres Segens und fielen erneut in Sünde. Nach der 40jährigen Isolierung in der Wüste musste das Volk im verheißenen Land erneut den richtigen Abstand zu den heidnischen Praktiken und Götzenverehrungen der umliegenden Völker finden. Dabei spielte das Volk jedoch immer wieder mit dem Feuer. Die Sünde des Volkes zog das Gericht eines heiligen Gottes nach sich, welches sich in Form von Unterdrückung durch feindliche Nationen äußerte. Zwar setzte sich Gottes Treue gegenüber seinem Bundesvolk immer wieder durch und verschaffte dem Volk neue Auswege. Er setzte Befreier, Richter, ein, die aufgrund übernatürlicher Befähigungen göttliche Kriege gewannen und so erneut politische Freiheit dem Volk Gottes verschafften. Doch die Zeit der Sünde war im Sinne des Planes Gottes, den er für dieses Volk bereitet hatte, VERLORENE Zeit.

 

In dieser betrachteten Periode war der Höhepunkt der Einzug der Herrlichkeit Gottes in den Tempel Salomos, so dass die Priester dort nicht mehr auf ihren Beinen stehen konnten (2Chr 5,14). Genau 490 Jahre nach dem Exodus der Juden erfuhr das Volk Gottes diese Begegnung mit Gott. Aufgrund seiner großen Bedeutung wird der Einzug der Herrlichkeit des Herrn ausführlich im 43. Kapitel des Propheten Hesekiels beschrieben. Der prophetische Gehalt jenes Erlebnisses wird in vielen Versen dieses Kapitels deutlich, wobei auf die Erfüllung des wahren Tempels, der weltweiten Gemeinde, mit der Herrlichkeit Gottes hingewiesen wird. Denn heute befinden wir uns in einer Zeit, in der ebenso ein Tempel gebaut wird. Paulus schreibt an die Christen in Ephesus:

„Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist. In ihm zusammengefügt, wächst der ganze Bau zu einem heiligen Tempel im Herrn, und in ihm werdet auch ihr mitaufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist“ (Eph 2, 20-22).

 

Gott ist dabei, seinen geistlichen Tempel zu bauen, der nicht aus Balken und Wänden besteht, sondern aus Menschenseelen, die durch den Heiligen Geist wie "lebendige Steine" ineinandergefügt werden. Dies ist ein Prozess, der sich über viele Jahre erstreckt. Der Tempel Salomos wurde in sieben Jahre vollendet, der geistliche Tempel wird ebenso vollendet werden, so wie es die Zahl "Sieben" (Zahl der Vollendung) immer wieder in Gottes Wort ausdrückt.

 

Gott möchte gerne alle Gläubigen in diesen Tempelbau mit einbeziehen, weshalb er durch Petrus sagen ließ: „Zu ihm kommend als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus ... Gott wohlannehmbar durch Jesus Christus" (1Petr 2,4-5). So war die Erfüllung des Tempel Salomos mit der Herrlichkeit Gottes in der Tat ein bedeutendes, prophetisches Ereignis. Sie ist möglich geworden durch die Vergebung der verlorenen Jahre. Gottes Größe und Herrlichkeit zeigt sich, nachdem er die verlorene Zeit vergeben hat, denn dies ist die Bedeutung der Zahl 490.

 

Die Zahl der Vergebung

Als Petrus einmal fragte „Herr, wie oft soll ich meinem Bruder, der gegen mich sündigt, vergeben? Bis siebenmal?“ antwortete Jesus: „Nicht bis siebenmal, sondern bis siebzigmal sieben“ (Mt 18,22). Siebzigmal sieben“ sind genau vierhundertneunzig (490). Meistens wird gesagt, dass die Zahl 490 in diesem Zusammenhang einfach eine recht hohe Zahl ist und Jesus daher gemeint haben muss, dass wir unserem Nächsten praktisch immer vergeben sollen. Natürlich sollen wir dies. Doch endlich verrät uns die Zeitrechnung der Bibel und ihre Chronologie die tieferliegende Antwort: Die Zahl 490 ist die Zahl der Vergebung, weil sie mit dem 490-Jahr-Zyklen der Gnade Gottes verknüpft ist! Jesus, der sich mit den Schriften auskannte, war klar, dass die Zahl der Vergebung in der gesamten Geschichte des Heilsplanes Gottes vorkommt. Die schlichte Tatsache, dass Gott trotz eines widerspenstigen Volkes immer wieder nach 490 Jahren seinem Volk begegnete, beweist deutlich, dass seine Gnade immer wieder erfahrbar war. Seit der Berufung Abrahams hat das Volk Israel mit jedem abgeschlossenen Zyklus eine höheren Level an Offenbarung Gottes kennengelernt, wobei der Höhepunkt die Offenbarung des Sohnes Gottes war.

 

In ähnlicher Weise verläuft auch unser geistliches Leben: Zuerst beruft Gott uns. Dann befreit er von Sünde und deren Auswirkungen (unser Exodus!). Nach einer gewissen Zeit sollen wir erleben, wie Gott sich uns zeigt, also seine Herrlichkeit demonstriert. Erleben wird dies zum ersten Mal, denken wir: Das ist es! Gottes Gegenwart und Salbung offenbart sich uns auf eine ganz persönliche Weise. Doch es geht noch weiter. Im nächsten Teil erfahren wir mehr. Doch wir müssen zunächst die Botschaft in diesem Teil verstehen, die sehr grundlegend ist: Wir gelangen immer nur dann auf den nächsten Level unserer geistlichen Bestimmung, wenn wir mit der Vergangenheit ganz abgeschlossen haben. Vollständige Vergebung ist die Voraussetzung. Der Test, um herauszubekommen, ob wir wirklich vergeben haben, ist Röm 12,15: Können wir uns wirklich mit denen mitfreuen, die sich freuen, auch wenn es vielleicht unsere ehemaligen Feinde waren? Was ist, wenn Gott sie scheinbar mehr segnet als uns selbst? Dies nenne ich den Säuretest. Er zeigt uns, wo wir wirklich stehen und ob wir ganz durch sind mit der Vergebung. Hierfür gibt es keine Abkürzung. Da gehen wir alle durch, wenn wir wirklich weiter kommen wollen. Doch die Herrlichkeit Gottes hat ihren Preis.

 

Unser nächster Level: die Herrlichkeit (im Tempel)

Die Herrlichkeit ist nicht etwas Abgehobenes. Bibel sagt: Wir müssen die Herrlichkeit erlangen, denn wir haben sie verloren. „Alle haben gesündigt und die H. Gottes verloren“ (Röm 3,23). Die Herrlichkeit Gottes ist das Anziehendste, das Begehrenswerteste, was sich ein Mensch vorstellen kann. Und wenn die Bibel sagt, daß Gott im Himmel etwas für uns bereitet hat, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und sich kein Mensch vorstellen kann, weil es einfach zu herrlich ist, dann hat das etwas mit der Herrlichkeit des Herrn zu tun.Gemeint ist nicht die Herrlichkeit Deutschlands, die H. des Menschen oder das, was er sich erschaffen hat, was wir anfassen oder messen können; die Bibel spricht von der Herrlichkeit des Herrn.

 

Jesaja sah seine H., Abraham sah seine H., Mose reflektierte seine H., die er täglich sah, die Propheten sahen die H., Petrus, Jakobus und Johannes sahen die H.. Wie haben uns so sehr daran gewöhnt, keine H. zu sehen, daß wir denken, die H. sei etwas Seltsames. Doch in Wahrheit ist die H. der alles entscheidende Faktor, der essentielle Part, the missing link, um die Gemeinde zum Ziel zu führen - in ihre letztendliche Berufung. Derzeit ist die weltweite Kirche in zigtausend Splittergrupppen zerteilt, daß wenn du dir einen menschlichen Körper vorstellst, der derart zerhackstückt wäre wie die christliche weltweite Kirche, kein Arzt oder Chirurg in der Lage wäre, diese Glieder wieder zusammenzubringen. Doch Jesus, dass es etwas gibt, einen geistlichen Klebstoff, der die Glieder wieder verbinden kann: es ist die Herrlichkeit Gottes. Joh 17,22 Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, daß sie eins seien, wie {wir} eins sind. Die Herrlichkeit Gottes wird das bewirken, was kein Kirchengremium schafft. Die H. schafft wahre Einheit, und nur sie ist in der Lage, die eine Braut zu vereinen. Wenn aber nur die Herrlichkeit dazu in der Lage ist, gerade diese Braut Jesu zu formieren, folgt daraus, dass sie immer mehr zunehmen wird, je näher wir der Wiederkunft Jesu kommen. Wie die Herrlichkeit im Zentrum der 12 Stämme leuchtete, so wir es am Ende sein.

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