Wenn Jesus wiederkommt, wird er seine Ihn liebende Braut zu sich nehmen. Einige wohlmeinende Christen denken, sie würden dort oben überrascht darüber sein, wer alles zur Braut gehört. Sie meinen, dass sie im Himmel Bekannte treffen, die sie dort am allerwenigsten erwartet hätten. Doch wird dies wirklich so sein? Der Vater weiß genau, wo und in welchem Zustand sich die Braut befindet. Er behält sie genau im Auge und weiß, wann ihre Liebe reif genug für die Hochzeit seines Sohnes im Himmel ist. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass auch die Braut Jesu sich untereinander auf Erden kennt. Doch wo ist sie? Wie finden wir sie?
„... Und wir kennen, von Gott geliebte Brüder, eure Auserwählung“ (1Thes 1,4)
Eine junge Frau, die ihre letzte Vorbereitung zur Hochzeit trifft, taucht aus ihrer Unscheinbarkeit auf und macht sich erkennbar, sie ist markiert, einfach weil sie verliebt ist. Sie braucht gar nicht viel zu sagen. Ihre Liebe zu ihrem Bräutigam gleicht einem Feuer, das sie nur schwer verbergen könnte. Aber warum sollte sie es auch? Ihre Leidenschaft für Ihn, ihre Salbung auf ihrem Leben ist ein Segen für Alle. Wer das Glück erfährt, mit dieser Braut eine Herzensgemeinschaft zu erleben, spürt, dass es da nichts Künstliches gibt; da ist nichts antrainiert. Der Authentizitätsbeweis liegt in einer Art geistlichen Substanz, die aus dieser Person herausfließt: Liebe Gottes. So wie Jesus es einmal bei der Heilung einer Frau spürte, dass Kraft von ihm ausging, kann man es auch spüren, wenn Liebe fließt! Und darum geht es in diesem Teil der Serie: Die Braut ist erkennbar geworden — sie erkennt sich gegenseitig: nicht an ihren Diensten, ihrer Ausbildung oder Erfahrung, sondern an der Liebe Gottes. Wir brauchen keine Polizeimarke, kein verstecktes Muttermal, keinen Geheimcode. Wir weisen uns aus durch Liebe.
Es gibt eine ungeheuchelte Liebe
In Römer 12,9 steht: „Die Liebe sei ungeheuchelt!“ Jeden Tag sterben etwa 100.000 Menschen an Hunger. Doch die Zahl derer, die an geistlichem Hunger sterben, dem Hunger nach ungeheuchelter Liebe, ist unbekannt. Diese Hungersnot ist draußen wie drinnen, in der Welt genau so wie in den Kirchen spürbar. Vor einigen Jahren stellte ich als Pastor einen Mitarbeiter ein, einen Mann mit einer theologischen Ausbildung und einer guten Vision. Dies erforderte einen sehr aufwendigen Umzug für ihn und seine ganze Familie. Doch wir waren uns sicher, dass es Gottes Wille für ihn war, in meinem Team mitzuarbeiten. Für seine Unterstützung war ich sehr dankbar. Anfangs lief alles gut. Doch dann erging es ihm wie David, der der Versuchung erlag, seine Gedanken darauf zu verwenden, wie groß sein Einfluss und seine Gefolgschaft ist, als er sein Volk zählen ließ. Auch dieser Mitarbeiter wollte wissen, wie viele von den Menschen, die er an sich binden wollte, hinter ihm standen. Er begann einen Beziehungskrieg, beanspruchte das Pastorenamt und verließ schließlich mit einigen Anhängern die Gemeinde. Hinterher wurde ich gefragt, ob es falsch gewesen sei, ihn überhaupt in die Gemeindearbeit zu berufen. Sie konnten nicht sehen, dass Gott ihn dazu benutzte, die Qualität der Dienstgemeinschaft in der Gemeinde auf die Probe zu stellen. So benutzte Gott diesen Umstand, um jene Beziehungen auffliegen zu lassen, die nicht in der Liebe gewurzelt waren, sondern in einer reinen Zweckgemeinschaft. Überall in unserem Land passieren solche Dinge. Es ist wie eine Reinigung der Gemeinde. In 1Chr 21,1 wird gesagt: „Und Satan stellt sich gegen Israel und reizte David, Israel zu zählen.“ Doch in 2Sam 24,1 steht, dass Gott David zur Volkszählung reizte. Was stimmt nun? War die Volkzählung von Gott oder von Satan? Da beide Bibelstellen wahr sind, ist auch beides richtig. Es war Satan, der Davids Herz mit Ehrgeiz und menschlichem Eifer erfüllte, doch Gott ließ es zu, damit offenbar würde, wofür er noch empfänglich war. Weil wir uns in der Endphase der Zubereitung der Braut Jesu befinden, hat Gott damit begonnen, viele geheuchelte Beziehungen aufzudecken, um sie durch authentische Herzensgemeinschaften zu ersetzen. Nur mit diesen wird sich die Braut identifizieren können. Als ich so genannte „Freunde“ verlor, sagte ich mir: ich werde sie wiedergewinnen, wenn die Bedeutung der Liebe von allen verstanden wurde. Weil die Zeit kurz ist, habe ich nicht aufgehört, dafür zu kämpfen. Bisweilen habe ich solche Freunde gewonnen, die ich an der Liebe erkennen durfte – nicht Dienstpartner, Kollegen, nützliche Mitarbeiter, sondern einfach Personen, die zur Braut gehören. Darunter sind auch Pastoren, doch es geht jetzt nicht mehr um ihren Einfluss und um das, was sie tun; unsere Gespräche reflektieren das, was sie sind: Teil der Braut Jesu. Wunderbar. Befreiend! Ich bin Gott sehr dankbar, dass es sie gibt – die ungeheuchelte Liebe der Braut Christi. Man erkennt sich geistlich, dem Herzen nach, weiß, dass man dazugehört! Das ist eine ganz besondere Freude.
Biblische Leiterschaft
Wie in den Tagen des Paulus gilt auch heute noch der Satz: „Einige zwar predigen Christus auch aus Neid und Streit, einige aber auch aus gutem Willen.“ (Phil 1,15) Ich habe mich immer gefragt, wie man aus Neid predigen kann. Doch es geht offenbar. Dies ist zwar nicht gleich ein Grund, die Gemeinden solcher Pastoren zu schließen, weil sich in diesen überall noch einige Zellen von ernsthaft suchenden Menschen befinden. Sie hätten sich auf der Suche nach Liebe privat nie getroffen, wenn nicht in jenem Kirchengebäude. Darum sagt Paulus auch ganz cool: „Was macht es denn? Wird doch auf jede Weise, sei es aus Vorwand oder in Wahrheit, Christus verkündigt, und darüber freue ich mich.“ (Phil 1,18) Doch wenn es um die Frage geht, wo die Braut Jesu zu finden ist, müssen wir zu ganz anderen Leitern schauen, zu den „Wohnstätten der Hirten“ (Hl 1,8), bei denen die Gegenwart Gottes ist: In einem Team von Freunden, deren Liebe untereinander so ansteckend ist, dass die ganze Gemeinde davon inspiriert wird. Diese Qualität an Beziehung meinte Paulus, als er sagte: „Seid miteinander meine Nachahmer, Brüder, und seht auf die, welche so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt!“ (Phil 3,17) Mehr denn je braucht die Gemeinde heute solche Vorbilder.
Das System der Freikirche im Umbruch
Wenn ich Gespräche in meinem beruflichen Umfeld mit Ungläubigen führe, bekennen mir die Menschen häufig, dass sie regelrecht Angst davor haben, in einen Machtapparat zu geraten und sich deshalb von der Kirche fernhalten. In freikirchlichen Systemen, die sich durch ein leistungsorientiertes „nach oben dienen“ an Hierarchien und der Aufstellung moderner Wirtschaftskonzerne orientieren, hat Gott damit begonnen, ein Umdenken einzuleiten. Er zeigt ganz andere Strukturen auf, wo in einem Team mit ansteckender Beziehungsqualität zwischen den Ältesten z. B. das Amt des 1. Vorsitzenden rotiert. Doch um ihn geht es gar nicht. Denn die Menschen werden mehr und mehr das Team sehen, den Leib, die Braut. In der Gemeinde wird es schließlich nur noch eine Qualifikation der Braut Jesu geben: die ungeheuchelte Liebe — eine geistliche Substanz, die spürbar wird, wenn sie fließt. Hieran wird nicht nur die Welt erkennen, dass wir Jünger sind, sondern auch die Braut wird sich daran untereinander erkennen — nicht erst im Himmel!
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