2. Die richtigen Antworten

Vom Role-Model lernen

In diesem Teil wollen wir von Jemandem lernen, der über sich gesagt hat, dass er vollkommene Freude hatte. Er schien der glücklichste Mensch zu sein, der je lebte. Deshalb betrachten wir ihn als Vorbild, als Role-Model für unser Leben. Viele sind etwas verwirrt, wenn ich sage, dass dieser Mensch Jesus Christus ist. Sie können es sich nicht vorstellen, dass Er sich in Anbetracht seiner vielen Leiden wirklich als glücklichster aller Menschen qualifiziert. Doch sein stellvertretendes Opfer am Kreuz war nur der letzte Punkt seiner Mission, und auch diesen erfüllt er freiwillig. Sein ganzes Leben zuvor war erfüllt und glücklich, so dass er bereits im Alter von nur 33 Jahren sagen konnte: Ich habe alles ausgeführt, was mir aufgetragen wurde. Ich habe meine Mission vollendet!

Wer das Leben Jesu nicht begreift, wird nie sein eigenes nicht verstehen. Ich bin davon überzeugt, dass das Glück des Sohnes Gottes mit der Lebensformel zusammenhängt, mit der Er Sein Leben hier auf der Erde führte. In den vier Evangelien wird uns dieses Geheimnis verraten.

1. Jesus kannte seinen Ursprung und Identität

Jesus wusste, wer er war. Er wusste, worin seine Identität lag. Dies wird nirgendwo so deutlich wie im Johannesevangelium. 7x sagte er, wer er war: Ich bin 1. der Weg, 2. die Wahrheit, 3. das Leben, 4. das Brot des Lebens, 5. das Licht der Welt, 6. der wahre Weinstock, 7. die Auferstehung. Der ewige „Ich bin, der ich bin“, der schon so unter diesem Namen zu  Mose sprach, redete wieder. Jesus war sich seines Ursprunges sicher! Der Sohn Gottes begann nicht in Bethlehem. Er war schon vorher das Wort Gottes. "Im Anfang war das Wort...Und das Wort wurde Fleisch" (Joh 1,1.14). Das Evangelium von Johannes beginnt mit der Ewigkeit, um so den Sohn Gottes zu präsentieren.

Auch du musst wissen, wo du herkommst. Wenn du an Jesus glaubst und an die Kraft der Vergebung durch das Blut Jesu, verändert dich dieser Glaube. Er macht dich ebenso zu einem Sohn, einer Tochter Gottes. Dies ist deine neue Identität. Gott nennt dich sogar eine neue Schöpfung. Es ist so, als ob Jesus dich anbläst und dein Geist zum Leben erwacht. (2Kor 5,17).

Wenn daher jemand "in Christus" ist, ist er eine neue Schöpfung:

Was er früher war, ist vergangen, etwas Neues ist entstanden (2Kor 5,17)

 

Er hat uns gerettet und berufen mit heiligem Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben (2Tim 1,9)

 

Durch den Glauben an Jesus Christus seid ihr mündige Kinder Gottes geworden. (Gal 3,26)

 

2. Jesus machte sich abhängig vom Heiligen Geist

Während Jesus bei Johannes als Sohn Gottes vorgestellt wird, offenbart Lukas ihn als Sohn des Menschen – als Menschensohn (22x). Hier bei Lukas lernen wir am meisten über die menschliche Seite von Jesus. Allein wie Lukas dieses Evangelium begann, schien schon absolut menschlich: "Es hat auch mir gut geschienen, ...[alles] der Reihe nach zu schreiben." (Lk 1,3-4) Kein Engel, kein Donner, keine Stimme aus dem Himmel. Lukas begann einfach, geleitet durch den Heiligen Geist, zu schreiben. Und so betont er auch immer wieder, dass Jesus beten musste (Lk 5,16; 9,18; 11,1 ...) Gott muss nicht beten, aber als Mensch hatte Jesus es nötig. Als Mensch konnte er nichts von sich aus tun (Joh 5,30). Obwohl die Massen ihn bedrängten und die Not riesengroß war, heißt es in Lukas 5,16: „Er aber zog sich zurück und war in einsamen Gegenden und betete.“ (vgl. auch Lk 11,1 – das Vaterunser) Kein Mensch ist größer als sein Gebetsleben. Die Bibel erklärt uns, dass Jesus seine Göttlichkeit wie einen Mantel beiseite legte und davon während seiner Erdenzeit keinen Gebrauch machte: "Er war wie Gott und hielt es nicht gewaltsam fest, Gott gleich zu sein. Er legte alles ab und wurde einem Sklaven gleich. Er wurde Mensch und alle sahen ihn als Menschen." (Phil 2,6-7) Warum tat er das? Weil er nur als Mensch uns in seinem Opfertod vertreten konnte. Gleichzeitig war er aber auch mit seinem Leben ein vollkommenes Vorbild für uns. Doch auch als perfekter Mensch kannte er seine Grenzen. Er konnte keinen Gebrauch von seiner Allmacht und Allgegenwart machen. Er kannte seine vorübergehende Begrenzung und stand zu ihr. Deshalb machte er sich fortwährend abhängig vom Heiligen Geist.

Auch wir müssen dies irgendwie hinbekommen. Freimütigkeit auf der einen Seite aufgrund unserer Identität in Christus, und Demut auf der anderen Seite aufgrund unserer menschlichen Begrenztheit. Diese Balance ist sehr wichtig. Doch unser Maß an Demut bestimmt das Maß, mit dem Gott uns tatsächlich gebrauchen kann. Unser Demut bestimt letzten Endes auch, wie viel wir mit Gott reden. Der Stolz meint, Gott nicht zu brauchen und vergisst ihn. Doch der Demütige macht sich von Ihm und seiner Inspiration fortwährend abhängig.

"Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade." (Jak 4,6b)

 

3. Jesus kam, um zu dienen

Der dritte Schwerpunkt im Leben Jesu ist sein Dienst, so wie er im Markusevangelium dargestellt wird. Er nahm zu in der Gunst bei den Menschen (Lk 2,42), indem er ihnen diente. Markus beschrieb, wie er schier unermüdlich anderen durch Lehre, Predigt und Heilungen diente: Hier lehrte er, dort trieb er sogleich einen Dämon aus (Mk 1,22.23). Kaum ist er mit seinen Jüngern am Ufer des Sees angekommen, da ereignet sich sogleich das nächste Highlight: die Heilung des besessenen Geraseners (Mk 5,2). Andauernd verwendet die Elberfelder Übersetzung das Adverb „sogleich“, so dass der Leser den Eindruck von großer Aktivität erhält. Jesus hat gekämpft wie ein Stier und war an geistlichen Kräften seinen Versuchungen weit überlegen. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass dies nur ein Aspekt seines Lebens ist. Wer ausschließlich im Markusevangelium lebt, wird bald ausbrennen und ständig von Auszeiten reden. Andererseits, und das ist das Entscheidende, werden wir niemals ein erfülltes Leben führen können, ohne dass wir es gelernt haben, uns für Andere einzusetzen.
Die meisten Erfahrungsberichte von Christen handeln meist davon, wie diese Leute Gottes Versorgung erfahren, entweder materiell, durch Heilung oder sonstige Segnungen für sich selbst. Doch zum wahren Glück gehört noch mehr – das Wachstum in Gemeinschaft, Liebe und gegenseitiger Hingabe (vgl. 1Kor 13,1f). Die Kap 1-10 des Markusevangeliums zeigen: Jesus ist gekommen, um zu dienen. Die Kap 11-16 verdeutlichen: er ist gekommen, um geopfert zu werden. Fast 40% des Markusevangeliums ist den letzten 8 Tagen Jesu gewidmet, wo es um seinein Leidensweg geht. Der Schlüsselvers dieses Evangeliums ist Mk 10,45: „Der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen …“ Wollen wir dem glücklichsten Mann wirklich folgen, also in seinen Fußstapfen leben, so wird er uns zeigen, wie wir anderen dienen können. Denn wer sich nur um sich selbst dreht, der zieht sehr kleine Kreise. Durch das, was wir bekommen, bestreiten wir unseren Lebensunterhalt, doch durch das, was wir in Liebe geben, haben wir Leben - Glückseligkeit. Dieses Glück wird hart umkämpft. So ist der geistliche Dienst ein regelrechter Kampf – ein Kampf gegen Egoismus, Bequemlichkeit und vor allem Kritik von Seiten derer, die dich um dein Glück beneiden. So hatte Jesus seinen Judas, David seinen Absalom und Paulus seinen Dorn im Fleisch (ein Engel Satans: die treibende Kraft hinter den Verfolgungen des Apostels).
Da liegt ein großes Geheimnis im Geben: Nimm zum Beispiel eine Eisenstange im Wert von 10 Euro. Dieselbe Stange, wenn aus ihr Pferdebeschläge gemacht werden, ist etwa 100 Euro wert. Wenn aus ihr Nadeln produziert werden, ist sie schon 1000 Euro wert. Doch werden aus ihr Balancegewichte für Schweizer Uhren gefertigt, steigt ihr Wert auf 1Mio Euro. – Das Rohmaterial ist nicht so bedeutend wie die Entwicklung und der Einsatz des Materials. Gott sagt uns, dass jeder von uns Gaben empfangen hat. Aber ihr Wert, auf die Ewigkeit bezogen, hängt davon ab, wie wir sie für Gott einsetzen.

„Der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden,

sondern um zu dienen …“ (Mk 10,45)

 

4. Jesus hinterließ etwas: das Reich Gottes kommt näher

Das Neue Testament beginnt mit dem Geschlechtsregister Jesu. Kein Mensch würde heute so ein Buch einleiten. Doch Matthäus tat es. Es war nicht sein Buch, sondern das des Königs Jesus. Weil er Jesus hier als den Messias der Juden, den König Israels präsentiert, musste erst einmal das adlige Geschlecht dieses Mannes, seine königliche Abstammung vom König David gezeigt werden. Deshalb wird Jesus auch als „Löwe aus dem Stamm Juda“ bezeichnet (Offb 5,5). Nachdem die Herkunft Jesu von Abraham klargestellt ist, finden wir in der Bergpredigt den Gesetzestext für die Regierung Jesu auf Erden. Das heißt, wenn Er nach seiner 2. Wiederkunft in Jerusalem regieren wird, wird dies die Grundlage sein: die Sanftmütigen werden das Land erben!

Die Jünger Jesu sollen lernen: Charakter ist wichtiger als Charisma! Dies ist deshalb so wichtig zu wissen, weil sie nach den Worten der Bibel „zu einem Königtum“ (Offb 1,6) gemacht sind. Wie der Löwe aus dem Stamm Juda sollen sie mit ihm „im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus“ (Röm 5,17). Worüber sollen die Nachfolger Jesu regieren? Über Stolz durch Demut (Lk 22,24.26), über Selbstzufriedenheit/ Bequem-lichkeit (1Kor 4,8) und über Sünde durch die Gnade Gottes (Röm 6,14). Jeder einzelne dieser drei Punkte ist eine Predigt für sich. Daher lohnt es sich, den Kontext noch einmal genau zu lesen. Das Entscheidende ist jedoch, dass die Herrschaft des Glaubens schon jetzt erfahrbar ist. Es scheint jedoch ein lebenslanger Lernprozess zu sein, der aber am Ende sichtbar belohnt wird: „… wenn wir ausharren, werden wir auch mitherrschen“ (2Tim 2,12).

Vielleicht ist nun etwas deutlicher geworden, worin das christliche Lebensglück liegt: Als Krone der Schöpfung darf der Mensch niemals seiner Berufung zur Herrschaft entfliehen. Niederlage und Resignation sind keine wirklichen Optionen. Jesus sagte: "Dem Glaubenden ist alles möglich!" Auch wenn der Gerechte nicht perfekt ist und fällt, so steht er doch immer wieder auf (Spr 24,16). Denn es zählt nicht das, was du im Leben erreichst, sondern jene Hürden, die du überwindest. Erfahre Sieg in deinem Herzen, Sieg in der Familie, Sieg auf der Arbeit und Sieg in der Gemeinde!

Die Balance im Lebensstil - Vision von Jesus

Es ist eine spannende Tatsache, dass sowohl der Prophet Hesekiel (Hes 1,10) wie auch der Apostel Johannes (Offb 4,7) voneinande örtlich und zeitlich unabhängige Visionen von Jesus hatten. Beide sahen ihn von vier Seiten aus. Sie sahen ihn so, wie er im Himmel tatsächlich dargestellt wird - nicht als Baby oder Gekreuzigter, sondern als Auferstandener, als regierender Sohn Gottes. Interessanterweise wird sein Thron dabei von vier symbolhaften Wesen umgeben, die dabei genau den Charakter der Evangelien und ihrer vier Botschaften zum Ausdruck bringen.
Das erste „himmlische“ Wesen, das einem Adler ähnelt, weist darauf hin, dass Jesus als Sohn Gottes aus dem Himmel kam, so wie es im Johannesevangelium dargestellt wird.
Das zweite Bild des Menschen offenbart den Menschensohn, so wie er von Lukas beschrieben wird.
Das dritte Bild des Stieres weist darauf hin, dass Jesus wie ein kämpfendes Tier fortwährend im Dienst der Menschen stand, so wie es Markus erzählte.
Das vierte Bild offenbart Jesus als den König aller Könige, der mit der Gründung des ewigen Reiches Gottes Geschichte schrieb, wie von Matthäus offenbart.
Wenn wir mit Joh 17,13 davon ausgehen, dass Jesus Christus der glücklichste Mensch ist, der je auf diesem Planeten Erde gelebt hat, dann dürfen wir nicht vergessen, wie er es gemacht hat. Vielleicht bräuchten wir nicht nur einen Film über die Passion, sondern auch mal einen über den Jesus, der mehr Freude am Leben hatte als jeder andere Mensch. Es ist das Geheimnis eines völlig ausgewogenen Lebensstiles – ein Leben mit Eigenschaften des Adlers, Löwen, Stieres und des Menschen.