1. Wer gut kniet, steht besser

Gebete können nicht beantwortet werden, solange sie nicht gebetet worden sind. Dies ist eine einfache Wahrheit. Doch alle großen Wahrheiten sind einfach! Wenn du jeden Tag einhundert Gebete sprichst und nur eines davon erhört wird, kannst du immer noch täglich eine Gebetserhörung feiern! Um jedoch die Wahrheit zu sagen: ein Prozent Gebetserhörung ist eigentlich sehr wenig. Gott beantwortet viel mehr Anliegen als wir erahnen. Er gibt uns die Zusage: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, könnt ihr bitten, um was ihr wollt: Eure Bitte wird erfüllt werden..“ (Joh 15,7; NG) So geht es in diesem ersten Teil darum, warum ein Mensch niemals mehr erreichen kann als durch sein Gebetsleben. Wir werden sehen, dass die größte Lektion, die wir über das Gebet lernen können, die Weisheit ist, es einfach zu tun. Gebetszeit ist niemals verlorene Zeit; in Wahrheit ist sie sogar ein Zeitmultiplikator.

 

Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, könnt ihr bitten, um was ihr wollt: Eure Bitte wird erfüllt werden..“ (Joh 15,7; NG)

Gebet ist die beste Zeitinvestition

Als ich mir zu Weihnachten etwas wünschen durfte, sagte ich einmal zum Spaß zu meiner Frau: „Ich wünsche mir eine Uhr mit 25 Stunden.“ Natürlich war sie damit etwas überfordert, und wir mussten beide lachen. Doch Gott konnte mir diesen Wunsch erfüllen, und er hat es schon oft getan. Er allein ist es, der die Zeit geschaffen hat – das Licht am Tage und auch die Nacht. Ihm steht eine ganze Ewigkeit zur Verfügung, aus der er schöpfen kann. Er kann uns so viel Zeit geben, wie immer wir benötigen. Nach einer gewissen Zeit wird es uns so vorkommen, als hätte der Tag in der Tat mehr als 24 Stunden. Aus Zeitmangel wird zeitlicher Überfluss! Aus Hetze und Stress werden Ruhe und Entspannung. Ganz überraschend entstehen neue Kontakte, die ohne Gottes Hilfe niemals zustande gekommen wären. Plötzlich gelingt uns die Arbeit, an der wir vorher verzweifelt sind. Die Bibel sagt: „Was der Mensch sät, wird er ernten.“ (Gal 6,7; Elb) Natürlich, wer Radieschen sät, wird auch Radieschen ernten; und wer Gurken sät, wir auch Gurken ernten. Doch wer Zeit sät, wird auch Zeit ernten! So einfach ist das.

 

Doch wie sät man eigentlich Zeit? Zum Beispiel durchs Gebet. Jesus entwickelte zwar nie irgendwelche Vorschriften für die Dauer des Gebets, doch dessen Bedeutung war für ihn unbestritten. Einmal fragte er seine Jünger, ob es ihnen nicht möglich wäre, wenigstens eine Stunde am Tag zu beten. Vielleicht wirfst du ein: „Ich habe keine Ahnung, wie ich eine Stunde lang beten könnte.“ Nun, hier ein kleiner Tipp: Kannst du dir eine Stunde lang über alle möglichen Dinge Sorgen machen? Hier kommt die Lösung: Verwandele doch deine Sorgen einfach in Gebete! Du wirst merken, wie leicht andauerndes Gebet ist. Du musst nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei haben, Gott ständig mit deinen Sorgen zu belästigen. Petrus forderte uns einmal regelrecht dazu auf, unsere Sorge auf Gott zu werfen (vgl. 1. Petrus 5,7) - und das funktioniert übrigens nicht nur eine Stunde lang. David drückte es einmal so aus:

„Ihr Menschen, vertraut ihm jederzeit und schüttet euer Herz bei ihm aus! Gott ist unsere Zuflucht.“ (Ps 62,9, Elb.)

Das klingt doch sehr einladend! Zu guter Letzt gab Jesus selbst noch einen ganz praktischen Tipp: „Wenn du beten willst, geh in dein Zimmer, schließ die Tür, und dann bete zu deinem Vater, der ´auch` im Verborgenen ´gegenwärtig` ist; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird dich belohnen.“ (Mt 6,6; NG)

 

Das gemeinsame Gebet

Immer wieder höre ich Leute sagen: „Ich kann mich dem Geist besser hingeben, wenn ich alleine bete.“ Das mag sein. Doch die Bibel sagt, dass alles seine Zeit hat – das Gebet in der „Kammer“ wie auch das gemeinsame Gebet in der Gemeinschaft. Jesus lehrte uns: „Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam (Elb: übereinstimmend) erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.“ (Mt 18,19) – Das Wort „übereinstimmen“ (sum-phonéo =Symphonie) hat die Bedeutung: „zusammen tönen, im Ton übereinstimmen, harmonieren, mit jmd. im Einklang sein, einverstanden sein.“ (Strongs, Nr. 4856) Die enorme Verheißung der Gebetserhörung, die uns Jesus gibt, ist also daran gebunden, dass wir „übereinstimmen“. Es sind sicher nicht die wohlformulierten Gebete oder die Lautstärke. Es ist die Harmonie! Mit wem stehst du in Harmonie? Schaust du auf auf solche Personen, die gleiche Lasten im Gebet verspüren? Das Sprichwort stimmt auf jeden Fall: Not schweißt zusammen. Doch auch Gebetslasten vereinen Gottes Volk!

 

Manchmal kommen Menschen zusammen, um für ein bestimmtes Anliegen in ihrer Familie oder um eine Erneuerung zu beten. Dann ist dabei wichtig, dass sie eines dabei verbindet: Ein ernsthaftes Interesse - sogar eine gewisse Bürde für diese Belange. Diese kann man sich nicht selber geben. Jesus lehrte jedoch: „Bittet, dann wird euch gegeben.“ (Mt 7,7) Das schließt auch mit ein, dass er uns die Dinge aufs Herz legt, die Ihm wichtig sind. Manchmal hat er dies schon getan, doch wir erkennen diese Last nicht als von Gott gegeben an. Wir haben andere Wörter dafür erfunden: „Frust“, „Desillusionierung“ oder „Enttäuschung“. Gott möchte jedoch, dass wir diese Dinge in Gebete verwandeln! Wer immer trauern kann, kann auch beten!

Es gibt ein gutes Beispiel für jemanden, der eine Bürde von Gott erhielt und sie in ein Gebet verwandelte. Sein Name war Nehemia, ein Mann, der als Mundschenk am Hofe des persischen Königs Artaxerxes arbeitete. Eigentlich ging es ihm gar nicht schlecht. Er hatte eine privilegierte Stellung und er war materiell bestens versorgt. Doch eines Tages legte Gott ihm eine Gebetslast aufs Herz, und zwar durch eine Nachricht über die zerstörten Mauern Jerusalems . Sofort, nachdem er diese Mitteilung hörte und erkannte, dass die zurückgebliebenen Juden in großer Not waren, sagte er: „Als ich das hörte, setzte ich mich nieder und weinte. Ich trauerte tagelang, fastete und betete zu dem Gott des Himmels.“ (Neh 1,4, Elb) In den darauffolgenden sieben Versen finden wir dann eines der schönsten Fürbitte-Gebete in der ganzen Bibel. Es war äußerst effektiv, weil es aus einer echten Gebetslast heraus geboren wurde, die direkt vom Himmel kam. Die weitere Geschichte ist in dem biblischen Buch "Nehemia" festgehalten und bekannt: Jerusalem erhielt nicht nur seine schützenden Mauern zurück, sondern vor allem auch eine geistliche Erneuerung.

Wenn es um die Ernsthaftigkeit beim Gebet geht, erinnere ich mich oft an die Geschichte über einen kleinen Jungen, der in Indien einmal einem älteren, tief gläubigen Mann zuschaute, wie dieser auf einer Sandbank betete. Als er mit seinem Gebet fertig war, fragte ihn der Junge: „Könntest du mich auch das Beten lehren?“ Der Mann studierte sorgfältig das Gesicht des Knaben. Dann packte er ihn am Hals und tauchte ihn unter Wasser. Der Junge kämpfte verzweifelt dagegen und schlug um sich, um wieder Luft zu bekommen. Nachdem dieser wieder losgelassen wurde, rief er: „Hey, warum hast du das mit mir gemacht?“ Der alte Mann antwortete: „Du hast mich gebeten, dir das Beten zu lehren. Ich gab dir gerade die erste Lektion.“ „Was meinst du damit?“, wollte der Junge nun wissen. Der Alte antwortete: „Wenn du so sehr nach dem Gebet verlangst, wie du soeben nach Luft geschnappt hast, wirst du lernfähig sein. Dann wirst du bereit sein, ernsthaft zu beten.“ 

 

Jakobus 5,16

Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist.“ (Schlachter).

Das ernste (herzliche und beständige) Gebet macht enorme Kraft verfügbar –  ist dynamisch in seiner Wirkung. (Amplified Bible)

 

Das gemeinsame Gebet bei verschiedenen Anlässen

A. In Krisensituationen

 

Der Apostel Jakobus war schon hingerichtet. Petrus stand als nächster auf der Liste. Plötzlich trat ein Engel in seine Gefängniszelle, weckte ihn auf und führte diesen Petrus an allen Posten vorbei hinaus in die Freiheit. Nachdem er auf freiem Fuß war, erfahren wir den Grund für seine Befreiung: „Als er sich darüber klar geworden war, ging er zum Haus der Maria, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus, wo nicht wenige versammelt waren und beteten.“ (Apg 12,12)

 

Ein weiteres Beispiel finden wir in der Situation, als man den Aposteln das Predigen verbot. Sie beteten gemeinsam: „Doch jetzt, Herr, sieh auf ihre Drohungen und gib deinen Knechten die Kraft, mit allem Freimut dein Wort zu verkünden! Streck deine Hand aus, damit Heilungen und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus.“ (Apg 4,29-30)

 

Als Nebukadnezar durchdrehte und den Befehl erließ, alle Weisen einschließlich Daniel zu töten, weil niemand seinen Traum deuten konnte, lesen wir: „Darauf ging Daniel in sein Haus; und er teilte seinen Gefährten Hananja, Mischael und Asarja die Sache mit, damit sie den Gott des Himmels um Erbarmen bitten sollten wegen dieses Geheimnisses, damit Daniel und seine Gefährten nicht mit den übrigen Weisen von Babel umkämen.“ (Dan 2,17-18) Das gemeinsame Gebet wurde erhört: „Darauf wurde ihm [Daniel] das Geheimnis in einer nächtlichen Vision enthüllt und Daniel pries den Gott des Himmels dafür.“ (Dan 2,19)


B.  Zum Bekennen von Schuld

 

Als israelitische Männer Mischehen mit ausländischen Frauen eingingen, die einen anderen Glauben hatten und so ihre Familien zum Götzendienst verführten, bekannte man öffentlich diese Schuld: „So betete Esra und weinte. Während er vor dem Tempel kniete und Gott die Schuld seines Volkes bekannte, sammelten sich um ihn viele Männer, Frauen und Kinder aus Israel. Auch sie weinten heftig.“ (Esra 10,1)  Schon bald erlebte Esra danach eine außergewöhnlich Erweckung unter den Juden, unter denen, die nach Jerusalem zurückgekehrt waren.

 

C.  Zum Empfangen einer Verheißung

 

Nachdem Jesus die Ausgießung des Heiligen Geistes versprochen hatte, lesen wir von den Jüngern: „Diese alle verharrten einmütig im Gebet mit einigen Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern.“ (Apg 1,14)  Die Auswirkung dieses Gebets ist bekannt und mit "Pfingsten" in die Geschichte eingegangen: „Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort... Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt ...“ (Apg 2,1.4) Und dies war nur der Anfang: „Als sie gebetet hatten, bebte der Ort, an dem sie versammelt waren, und alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und sie verkündeten freimütig das Wort Gottes.“ (Apg 4,31) - Die erste Erweckung musste im Gebet geboren werden. Wie wird es wohl bei der letzten sein?


Abschließende Tipps

  • Bete mit Ausharren! Ein gutes Beispiel hierfür war Jakob, der später Israel genannt wurde, so wie die heutige Nation Israel, die nach ihm benannt ist. Er sagte zu Gott: „Ich lasse dich nicht los, es sei denn, du hast mich vorher gesegnet.“ (1. Mose 32, 27)  
  • „Denn Ausharren habt ihr nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt.“ (Heb. 10,36) „Aber ihr müsst standhaft bleiben und tun, was Gott von euch erwartet. Er wird euch alles geben, was er zugesagt hat.“ (Hoffnung für Alle)
  • Vergesse nicht: Mit Ausdauer kam auch die Schnecke in die Arche!